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Israel will Hisbollah-Chefs »zu jeder Zeit« weiter verfolgen

Gefechte im Libanon gestoppt - Wiederaufbau-Konferenz in Schweden

Jerusalem/Beirut (dpa/Reuters). Die israelische Armee und Kämpfer der Hisbollah haben ihre Gefechte im Südlibanon nach In-Kraft-Treten einer Waffenruhe gestern eingestellt. Der israelische Ministerpräsident Ehud Olmert kündigte im Parlament an, die Hisbollah-Führung werde weiter »an jedem Ort und zu jedem Zeitpunkt« verfolgt.
»Diese Leute werden von uns keine Ruhe bekommen«, sagte Olmert. »Wir brauchen uns dafür nicht zu entschuldigen und niemanden um Erlaubnis bitten«, fügte er hinzu.
Israelische Soldaten töteten nach Beginn der Waffenruhe zwei bewaffnete Hisbollah-Kämpfer, die sich ihnen genähert hatten, wie die Armee in Tel Aviv mitteilte.
In einer Atmosphäre gespannter Ruhe warnte die Armee libanesische Flüchtlinge davor, vor einem Eintreffen internationaler Truppen in den umkämpften Süden des Landes zurückzukehren.
»Von 7 Uhr MESZ an hat die israelische Armee ihre offensiven Einsätze im Libanon eingestellt«, teilten die israelischen Streitkräfte mit. »Die israelische Armee wird die Waffenruhe respektieren, wird aber weiter ihre Truppenverbände und die Bürger Israels schützen.«
Nach einem Bericht des libanesischen Rundfunks zog sich eine »begrenzte Zahl« von israelischen Truppen aus dem Südlibanon zurück. Anzeichen für einen Rückzug der Hisbollah gab es nicht.
Die Waffenruhe ist Teil einer Resolution des Weltsicherheitsrats, die außerdem vorsieht, dass jeweils 15 000 libanesische und internationale Soldaten anstelle der Israelis und der Hisbollah in den Südlibanon einrücken. Die israelische und die libanesische Regierung hatten am Wochenende die UN-Resolution und die Waffenruhe gebilligt.
Aus israelischen Sicherheitskreisen verlautete, dass die See- und Luftblockade des Libanon aufrechterhalten werde, bis »ein System zur Verhinderung des Waffenschmuggels in den Libanon etabliert« sei. In das Gebiet südlich des Flusses Litani sollten Libanesen zudem erst wieder reisen, wenn die libanesische Armee und die UN-Truppe UNIFIL dort die volle Kontrolle hätten.
Hunderte von Familien, die in den vergangenen vier Wochen vor den Kämpfen und Luftangriffen aus dem Südlibanon nach Beirut und in den Norden geflohen waren, machten sich bereits wenige Stunden nach dem Beginn der Waffenruhe auf den Weg zurück in ihre Dörfer.
Im Libanon sind nach Angaben des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK) zwischen 400 000 und 450 000 Flüchtlinge auf Hilfsleistungen angewiesen. Diese Zahl nannte IKRK-Präsident Jakob Kellenberger und sprach von einer vorsichtigen Schätzung.
Vor seinem Abflug in den Nahen Osten hat Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier gestern betont, dass in eine Friedenslösung für die Region auch die umliegenden Staaten einbezogen werden müssten. Er werde dafür werben, »dass sie eine konstruktive Rolle wahrnehmen«, sagte der SPD-Politiker gestern am Berliner Flughafen Tegel. Die anderen Staaten wolle er in ihrer konstruktiven Rolle bestärken, sagte er. Er hoffe, dass der Waffenstillstand dazu beitragen werde, das Blutvergießen in der Region zu beenden. Seine erste Station war Jordanien.
Eine vom schwedischen Ministerpräsidenten Göran Persson angebotene Geberkonferenz für den Wiederaufbau des Libanon soll am 31. August in Stockholm stattfinden. »Wir gehen davon aus, dass der Waffenstillstand eingehalten wird, so dass die Konferenz am 31. August in Stockholm stattfinden kann«, sagte Schwedens Außenminister Jan Eliasson.

Artikel vom 15.08.2006