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Die Gleitsichtbrille
direkt im Auge

Multifokallinse der modernsten Generation

»Mit 66 Jahren, da fängt das Leben an / mit 66 Jahren, da hat man Spaß daranÉ« - die Lebenslust der Senioren besang schon Udo Jürgens und behält mit diesen Zeilen heute, knapp 30 Jahre später, mehr denn je Recht. Der »rüstige Rentner« von heute zeichnet sich durch große Reisefreude aus, ist sportlich aktiv und bildet sich mit großem Eifer fort.
An einer saarländischen Universität musste kürzlich sogar die Altersobergrenze für Studierende von bisher 80 Jahren aufgehoben werden - Senioren machen hier 60 Prozent der Gasthörer aus.
Gravierende Sehbehinderungen gehören leider zum Alltag dieser Altersgruppe: Jeder zweite der über 65-Jährigen ist vom Grauen Star (Katarakt) betroffen, die altersbedingte Weitsichtigkeit (Presbyopie) stellt sich sogar schon ab dem 45. Lebensjahr ein. Zwar steht jedem Katarakt-Patienten eine operative Behandlung und der Austausch der getrübten Augenlinse gegen eine konventionelle monofokale Kunstlinse zu, doch gerade aktive Menschen, die ihre nachberufliche Freizeit in vollen Zügen genießen wollen, empfinden die anschließende Abhängigkeit von mindestens einer, meist aber sogar mehreren Brillen als enorme Einschränkung ihrer Bewegungsfreiheit. Daher entscheiden sich immer mehr Patienten - auch solche mit extremer Kurz- oder Weitsichtigkeit - von vornherein für eine Multifokal-Linse und tragen somit die »Gleitsichtbrille direkt im Auge«.
Das Freizeitverhalten der Menschen im Alter hat heute eine ganz andere Bedeutung als noch vor wenigen Jahrzehnten. Die nachberufliche Lebensphase hat sich stark gewandelt, und die Gruppe älterer Erwachsener mit guter körperlicher Verfassung und einem aktiven Lebensstil wird zunehmend größer. Wer aus dem aktiven Erwerbsleben ausscheidet, darf sich auf berufsfreie 20 bis 30 Jahre freuen. Reisen, Sport und Weiterbildung stehen ganz oben auf dem Programm des Senioren von heute: Besonders Sportarten wie Tennis, Golf, Radfahren, Schwimmen erfreuen sich in der Altersgruppe »60 plus« wachsender Beliebtheit, und auch vor Computer und Internet macht der Senior von heute nicht halt. Waren 2001 gerade 15,5 Prozent der über 50-Jährigen im Netz, so hat sich ihr Anteil 2005 auf 30,5 Prozent verdoppelt. Der größte Zuwachs an Internetnutzung wurde tatsächlich in der Altersgruppe der 60- bis 69-Jährigen verzeichnet.
Bei einer aktiven Lebensgestaltung stört eine Brille natürlich sehr. Sie ist aber unvermeidlich, wenn sich die typischen Alterserscheinungen wie altersbedingte Weitsichtigkeit (Presbyopie) oder eine Katarakt einstellen. Auch wenn die Katarakt-Operation heutzutage zur Standard-Medizin gehört, ist doch für die überwiegende Zahl der Patienten die Abhängigkeit von einer Brille unvermeidbar. Der Grund: Die konventionellen künstlichen Linsen, so genannte Monofokallinsen, verhelfen nur zu einer scharfen Sicht in einer bestimmten Entfernung - meist in der Ferne. Mittel- und Nahbereiche bleiben, wie bei der Presbyopie, unscharf - Tätigkeiten wie Lesen oder Bildschirmarbeiten sind ohne Brille also gar nicht möglich. Autofahren stellt sogar eine ganz besondere Herausforderung dar: Um sowohl den Verkehr als auch die Armaturanzeigen im Blick zu haben, müsste man zwischendurch immer mal wieder die Lesebrille aufsetzen - die Anschaffung einer Gleitsichtbrille ist hier unumgänglich.
In Gleitsichtgläsern sind mehrere Sehstärken stufenlos mit gleitenden Übergängen kombiniert. So ist es möglich, von der Ferne bis in die Nähe ohne Bildsprung scharf zu sehen. Der Nachteil: Gleitsichtbrillen bedürfen einer Eingewöhnungszeit und verlangen dem Träger große Disziplin ab: So muss beim Blick zur Seite der Kopf den Augenbewegungen folgen und der Kopf bei Änderung der Blickrichtung mitgedreht werden, ansonsten kommt es zu Unschärfen zwischen Nah- und Fernbereich. Darüber hinaus sind Gleitsichtbrillen teuer: Sie kosten auf einer nach oben hin offenen Skala durchaus bis zu 1000 Euro - mit jedem neuen Modell wiederkehrende Kosten, an denen sich die Krankenkassen nicht beteiligen.
»Für Katarakt- und Presbyopie-Patienten, die viel Auto fahren, sportlich aktiv sind oder einfach nicht den Rest ihres Lebens auf eine teure Brille angewiesen sein möchten, ist die Implantation einer Multifokallinse der modernsten Generation eine echte Alternative«, so Prof. Dr. Thomas Kohnen, leitender Oberarzt in der Universitätsklinik Frankfurt. »In klinischen Untersuchungen waren dank der neuen ReSTOR-Technologie 80 Prozent der Patienten nach beidseitiger Implantation völlig unabhängig von einer Brille, in allen anderen Fällen war nur noch eine leichte Brillenunterstützung, zum Beispiel in Form einer Lesebrille, notwendig.«
Darüber hinaus bietet diese Linse ein ähnlich gutes Kontrastsehen wie die Monofokallinsen und eine geringe Blendempfindlichkeit im Vergleich zu den älteren Multifokallinsen-Modellen. Sogar die Sehqualität im Intermediärbereich, also in 50 bis 70 Zentimeter Entfernung, ist wesentlich verbessert.

Artikel vom 18.08.2006