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Nicht rührselig,
aber voller Gefühl

Lichtwerk-Kino zeigt »Emmas Glück«

Bielefeld (bp). Das Buch »Emmas Glück« von Claudia Schreiber war ein Bestseller, der Film »Emmas Glück« wird es sicher auch. Der Film läuft vom 17. August an zum Bundesstart im »Lichtwerk« im Ravensberger Park, am 21. August präsentiert Regisseur Sven Taddicken »Emmas Glück« dort um 19 Uhr.

Taddicken ist es gelungen, den liebevoll-skurrilen Roman eindringlich in Szene zu setzen, seine beiden Hauptdarsteller Jürgen Vogel (als Max, der Autoverkäufer) und Jördis Triebel (als Emma, die Bäuerin) meistern den schmalen Grat zwischen Humor und Tragik mit Leichtigkeit.
Emma lebt allein als Schweinezüchterin auf einem herunter gekommenen und hoffnungslos verschuldeten Bauernhof im Sauerland. Sie behandelt ihre Schweine liebevoll bis zum letzten Tag und schlachtet sie auf ihre ganz eigene Art - ihr Großvater nämlich hat die Tiere am Strickaus dem Stall gezerrt: »Die wussten, was kommen würde.« Denn: »Die Angst vor dem Tod ist doch schlimmer als der Tod selbst.«
Max, der Autoverkäufer, erfährt, dass er Krebs hat. In einer Kurzschlussreaktion klaut er das Geld seines Freundes Hans und will nach Mexiko. Max fliegt mit einem geklauten Jaguar aus der Kurve und landet auf Emmas Hof. Emma entdeckt das Geld im Tuppertopf und erkennt ihre Chance - und ergreift sie ohne zu zögern.
Emma ist chaotisch, Max ist ordentlich, sortiert sogar Emmas Einweckgläser nach dem Alphabet In »Emmas Glück« geht es stets um das Leben und das Glück bis ganz zum Schluss. Hans, Max' Chef, wird schließlich noch von Emma gefangen genommen - und steht dem großen Glück doch nicht entgegen. Die letzte Aussprache zwischen den beiden Freunden (»So weit man mit dem befreundet sein kann. . .«) gehört mit zu den anrührendsten Momenten im Film.
Das Positive: »Emmas Glück« ist kein Rührschinken, er ist nicht rührselig und doch voller Gefühl. Gefühle, die hat auch Henner, der Dorfpolizist, der Emma gern heiraten würde und dessen Mutter Lene (Karin Neuhäuser) mit Vorliebe im Streifenwagen mit Sohnemann unterwegs ist. Nina Petri ist Sekretärin im Autohaus und hätte sie nicht gerade ihren Saunaabend gehabt, als ein verzweifelter Max sie zum Essen einladen wollte, ja, dann wäre alles anders gekommen - und weder ein Buch noch einen Film wert gewesen.
Und ja, Max und Emma heiraten - und vertrauen einander so sehr, dass sie erst vor der Standesbeamtin erfahren, wie der jeweils andere mit Nachnamen heißt.

Artikel vom 15.08.2006