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Radikal im Leben und in der Kunst

Beaugrand Kulturkonzepte präsentiert den Maler Reinhard Lange

Von Uta Jostwerner
und Hans-Werner Büscher (Foto)
Bielefeld (WB). Er gilt als einer der bedeutendsten Künstler unserer Zeit und hat sich doch nie den Wettbewerbsregeln des Kunstmarktes unterworfen. Gleichwohl oder gerade deshalb hat Reinhard Lange, 1938 in Hameln geboren, ein in der Kunst unigenes Lebenswerk geschaffen. Beaugrand Kulturkonzepte präsentiert derzeit einen repräsentativen Querschnitt des malerischen Werks von 1960 bis 2004.

Bezeichnend beginnt schon die künstlerische Laufbahn Langes: Obgleich dem Gegenständlichem verpflichtet, holt ihn Fred Thieler, Großmeister des Informel, in seine Meisterklasse. Von 1959 bis 1966 studiert Lange in Berlin, wo er sich nicht dem informellen Malstil unterordnet, sondern zu einem stark abstrahierenden Expressionismus findet.
In einer spröde erscheinenden, in Wirklichkeit aber kühnen Malweise bringt er mit breiten Pinselstrichen die Konturen seiner Motive auf die ungrundierte Leinwand. Auf den ersten Blick wirken jene Bilder dem Informel zugehörig. Erst bei längerer Betrachtung schält sich eine Figur aus dem nur scheinbaren Wirrwarr von Pinselstrichen. Ein eindrucksvolles Beispiel davon, wie sich Lange schon als Student den stereotypen Vorgaben seines Lehrmeister entzog, stammt aus dem Jahr 1960. »Helga vor Staffelei« gehört zur Gruppe der Werkstattbilder, die Reinhard Lange immer wieder malte so wie er stets seine Umwelt und sein Leben zum Gegenstand seiner Kunst machte.
Gleichwohl malte Lange, der nach seinem Schlaganfall 2004 nur noch eingeschränkt arbeiten kann, keine harmlosen Bilder. Es fehlt ihnen jegliche harmonisierende Vorsicht oder glättenden Ästhetik. »Er stört mit seiner Kunst sich selbst und den Betrachter«, sagt Andreas Beaugrand. Der Professor für Gestaltung an der Fachhochschule Bielefeld weist auf ein weiteres Phänomen im ĂŽuvre von Reinhard Lange hin: »Je länger man seine Bilder betrachtet, um so mehr kann man entdecken.«
Langes Bilder sind nicht zur Dekoration gemacht. Darin auch liegt der Grund, weshalb sie ihre Zeit überdauert haben. »Sie sind vielmehr Ausdruck einer Persönlichkeit, die das Leben erkämpft hat«, betont Beaugrand, der vor einigen Jahren den Anstoß gab, ein Werkverzeichnis über den Künstler herauszugeben. Es konnte im Juli vergangenen Jahres verwirklicht werden und ist bei Beaugrand Kulturkonzepte erhältlich.
Nach seinem Studium ließ sich Reinhard Lange zunächst als Lehrer in Bremervörde nieder. Von 1792 bis 1997 wirkte er als Kunsterzieher in seiner Heimatstadt. »Reinhard Lange war Lehrer aus Überzeugung und ist Künstler aus Leidenschaft und hat beide Eigenschaften Zeit seines Lebens in einer Weise verbinden können, die eine überwältigende Fülle von Bildern, Zeichnungen, Gouachen, Skizzen und druckgraphischen Arbeiten erzeigt hat«, bringt Beaugrand die Bedeutung des Künstlers und Menschen Reinhard Lange im Vorwort des Werkverzeichnisses auf den Punkt.
Die Ausstellung bei Beaugrand Kulturkonzepte, Brandenburger Straße 18, läuft bis zum 29. Oktober. Sie kann nach telefonischer Absprache unter 56 03 29 32 besichtigt werden.

Artikel vom 14.08.2006