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Uni-Rektor Prof. Dr. Dieter Timmermann: Arbeit muss weiter gehen

Entsetzt über Eskalation der Gewalt

Uni-Gesellschafts-Chef Goldbeck: »Das hat mit Demonstrationsrecht nichts zu tun«

Von Uwe Koch und Manfred Matheisen
Bielefeld (WB). Mit Entsetzen reagiert Oberbürgermeister Eberhard David auf den Brandanschlag auf den Privat-Pkw von Universitäts-Rektor Prof. Dr. Dieter Timmermann. Ortwin Goldbeck, Vorsitzender der westfälisch-lippischen Universitätsgesellschaft, äußert sein Unverständnis über die kriminelle Handlung. Nachbarn des Rektors und der AStA zeigen sich schockiert.

Gegen 1.30 Uhr in der Nacht zum Freitag setzten Unbekannte den BMW Timmermanns in Brand, der in der Nähe seines Hauses in der Spandauer Allee geparkt war. Das Auto brannte aus. Feuerwehrleute der Wache West und der Löschabteilung Großdornberg verhinderten das Übergreifen der Flammen auf weitere Pkw. Der BMW wird nun kriminaltechnisch untersucht. Die Polizei hat bei der Staatsschutzabteilung eine Sonderkommission eingesetzt.
»Ich war sehr erschrocken«, sagte Timmermann dem WESTFALEN-BLATT, »eine solche Gewalt habe ich noch nicht erlebt«. Mittlerweile sei er aber wieder gelassen: »Schließlich muss die Arbeit an der Universität weitergehen.« Der Rektor hofft, dass die Polizei die Täter rasch ermittelt und die Welle der Straftaten an der Uni abebbt. Die Nachbarn der Familie Timmermann reagierten »schockiert« und »entsetzt« auf den Brandanschlag. Eva und Albert Gora, vor deren Haus der BMW stand: »Solche Leute sind doch nicht richtig im Kopf. Nicht auszudenken, was dabei alles hätte passieren können. Außerdem hat der Uni-Rektor die Studiengebühren doch überhaupt nicht verursacht.«
Nachbarin Karin Krüger, die die Studiengebühren ablehnt, sprach sich vehement gegen Gewalt aus: »So reagiert man nicht. Es ist beängstigend, dass es solche Aktionen gibt.« Auch Nachbar Wolfgang Wilmes zeigte sich bestürzt: »Ich bin durch Geräusche wach geworden, habe aber nichts beobachten können.«
Oberbürgermeister Eberhard David zeigte sich »entsetzt und erschrocken« über die Eskalation der Gewalt. Der Rathauschef bedauert, dass die überwältigende Mehrheit der wohlmeinenden Studenten nun in ein schlechtes Licht gerückt werden würde. Für ihn ist ganz klar: »Kriminelle Elemente gehören nicht an die Uni.«
Die Serie der Straftaten, die nach dem Beschluss des Senates zur Einführung von Studiengebühren begann, könne nicht hingenommen werden, sagte Ortwin Goldbeck, Präsident der Westfälisch-Lippischen Universitätsgesellschaft: »Das hat mit Demonstrationsrecht nichts mehr zu tun, das ist kriminell.« Die bislang unbekannten Täter müssten sich zudem vor Augen führen, dass sie keine Sympathie für Studiengebühren-Gegner wecken könnten.
Goldbeck kritisiert auch die NRW-Landesregierung, die den Hochschulen die Entscheidung über die Einführung von Studiengebühren übertragen hat: »Das zeugt nicht von Zivilcourage. Man hätte die Beschlüsse in Düsseldorf treffen müssen.«
Der AStA der Uni drückte in einer Stellungnahme seine Empörung über den neuerlichen Brandanschlag aus. Man wolle keine Schuldzuweisung vornehmen, jegliche Gewalt im politischen Diskurs lehne man aber ab. Der Brandanschlag auf den Privatwagen des Rektors sei »in keiner Weise zu rechtfertigen.«

Artikel vom 12.08.2006