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Kliniken stehen halb
leer, Streik geht weiter

300 Mediziner in Bielefeld - »Wir wollen faires Gehalt«

Von Burgit Hörttrich
Bielefeld (WB). Der Streik der Ärzte an kommunalen Krankenhäusern, zunächst auf eine Woche bis Sonntag terminiert, wird unbefristet fortgesetzt.

Dr. Theo Windhorst, Präsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, sagte gestern bei der Protestversammlung der Mediziner in Bielefeld: »Dass die Tarifpartner sich am kommenden Montag zu Verhandlungen treffen, bedeutet ja nicht, dass auch ein akzeptables Ergebnis erzielt wird. Während der Verhandlungszeit besteht keine Friedenspflicht.«
Außer den beiden kommunalen Bielefelder Krankenhäusern Mitte und Rosenhöhe würden sich auch die sieben bereits bestreikten Kliniken in Ostwestfalen-Lippe anschließen.
Zu Protestmarsch und anschließender Kundgebung trafen sich nach Schätzungen des Bielefelder Streikleiters Dr. Christian Leuner gut 300 Ärzte aus Westfalen. Sie intonierten »Schnauze voll, Schnauze voll«, wiesen darauf hin, dass ein Notarzt pro Stunde ein Einkommen von 9 Euro habe, und ließen orangefarbene Marburger-Bund-Luftballons aufsteigen nach dem Motto: »Wir gehen weiter in die Luft.«
Die Ärzte fordern »Schluss mit den Marathon-Diensten«, Schluss mit »arztfremden Tätigkeiten«, ein »faires Grundgehalt« und vollständige Bezahlung der geleisteten Arbeit.
Im Bielefelder Klinikum Mitte stünden 400 Betten leer, berichtete Windhorst. Die Rosenhöhe sei »maximal zur Hälfte belegt, 150 Betten sind derzeit frei«, ergänzte Dr. Rainer Pohl. Die Mediziner lobten die Solidarität der niedergelassenen Ärzte: »Es werden wirklich nur noch Notfälle eingewiesen.«
Die Stimmung bei den streikenden Medizinern sei gut, sagte Windhorst. Das Pflegepersonal stünde hinter den Ärzten, und auch die Patienten würden »sehr großes Verständnis« beweisen.
Die Demonstranten trugen ihre weißen Kittel zu orangefarbenen Mützen, Trillerpfeifen, Ratschen und Transparenten, dazu die Fahnen der Länder, die »Ärzten deutlich mehr zahlen«: Schweiz, Dänemark und andere.
Solange der Streik dauert, seien jetzt wöchentlich zwei Treffen der Mediziner geplant, um das jeweils weitere Vorgehen zu besprechen. Dr. Rainer Pohl: »Wir entscheiden von Tag zu Tag neu - es kann sich ja etwas bewegen . . .«

Artikel vom 12.08.2006