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Netter Kerl von nebenan

Anschlagsverdächtiger führte normales Leben

Von Katherine Baldwin
London (Reuters). Ibrahim Savant hatte eine feste Arbeit. Wie viele junge Briten liebt er Fußball. Freunde beschreiben den 25-Jährigen als netten Kerl von nebenan.
Vorort Walthamstow im Osten Londons, das Heim von Ibrahim Savant

Jetzt steht Savant auf einer Liste von 19 Personen, die nach Überzeugung der britischen Polizei Bombenanschläge auf USA-Flüge geplant haben sollen. Savant wohnt im Londoner Vorort Walthamstow im Osten der britischen Hauptstadt, wo Menschen unterschiedlicher Herkunft weitgehend friedlich zusammenleben.
»Wir sind zusammen aufgewachsen«, sagte Assad, der seinen Nachnamen nicht nennen wollte. »Er ist ein normaler, durchschnittlicher Typ.« Deshalb seien alle »bestürzt«, dass Savant jetzt mit den Planungen der Anschläge in Zusammenhang gebracht werde. Laut Assad konvertierte Savant 1997 oder 1998 zum Islam und fing damit an, traditionelle Kleidung gläubiger Moslems zu tragen und sich einen Bart wachsen zu lassen. Er sei regelmäßig in die Moschee gegangen. Gearbeitet habe Savant in einem Kaufhaus in der Londoner Innenstadt. »Im Zug hat er immer geschlafen«, fügte Assad hinzu.
Dass Savant ein unauffälliges Leben führte, bevor er ins Visier der Terrorfahnder geriet, scheint ein Muster zu sein. Schon die vier britischen Moslems, die vor einem Jahr die Anschläge auf das Londoner Nahverkehrssystem verübten, hatten zuvor einen ähnlich unaufregenden Lebenswandel geführt. Das aber macht es für die Fahnder nur noch schwieriger.
Savant wuchs zusammen mit seinem Bruder Adam bei den Eltern auf. Sie leben in einem bescheidenen Haus unweit des Bahnhofs von Walthamstow. Das Haus war am Donnerstag von der Polizei durchsucht worden. »Wir haben ihn Oliver genannt, als er ein kleiner Junge war. Aber er hat seinen Namen geändert«, sagte Paul Kleinman, ein 66 Jahre alter Feuerwehrmann, der nebenan wohnt. »Er liebt Fußball und hat Trompete gespielt, als er klein war.« Dann aber habe er damit angefangen, weiße Gewänder zu tragen, erzählte Kleinman, der Savants Eltern seit 25 Jahren kennt.

Artikel vom 12.08.2006