12.08.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Spuren führen nach Pakistan

Unübliche Veröffentlichung der Namen der 19 Festgenommenen

London (Reuters). Die Drahtzieher der vereitelten Anschläge auf bis zu zehn USA-Flüge kommen aller Voraussicht nach aus dem islamistischen Milieu.
Einen Tag nach dem Zugriff der Polizei veröffentlichten die britischen Behörden am Freitag persönliche Daten von 19 Verdächtigen mit Namen aus der moslemischen Welt. Eine Spur der Ermittler führte zudem nach Pakistan.
Die Polizei schloss nicht aus, dass weitere Hintermänner noch auf freiem Fuß sind. Die im internationalen Luftverkehr verschärften Sicherheitsvorkehrungen dauerten an. Der US-Sender ABC berichtete, nach fünf weiteren mutmaßlichen Drahtziehern werde noch gefahndet. Eine Sprecherin der britischen Polizei sagte dazu: »Es könnte sein, dass es noch weitere Personen gibt, die daran beteiligt waren.« Am Donnerstag hatte die Polizei 24 Verdächtige im Zusammenhang mit den geplanten Anschlägen festgenommen.
In Pakistan waren der Polizei vergangenen Woche zudem zwei Briten ins Netz gegangen. Wäre den Attentätern nicht das Handwerk gelegt worden, hätten sie nach Ansicht der US-Regierung eine Katastrophe vom Ausmaß des 11. Septembers 2001 ausgelöst.
Die 19 Verdächtigen im Alter von 17 bis 35 Jahren wohnten den Angaben zufolge ausnahmslos in England, im Osten Londons, in Birmingham und im südostenglischen High Wycombe. Nach Ansicht von Experten ist es ungewöhnlich, dass die Namen von Verdächtigen veröffentlicht werden. Die mutmaßlichen Attentäter standen nach Angaben aus US-Geheimdienstkreisen kurz vor einem Probelauf und wenige Tage vor der Ausführung der Gewalttaten.
Bisherigen Erkenntnissen zufolge planten sie die Attentate mit Flüssigsprengstoff, den sie mit dem Handgepäck in die Flugzeuge schmuggeln wollten. Laut US-Heimatschutzministerium sollten die Detonationen über den USA zur selben Zeit ausgelöst werden.
Ziel der Attentäter sei es nicht gewesen, Zerstörungen in Städten anzurichten. Wären die Anschläge geglückt, wären Hunderte, womöglich Tausende Menschen getötet worden, sagte US-Heimatschutzminister Michael Chertoff.
Den Festnahmen waren achtmonatige Ermittlungen vorangegangen. US-Angaben zufolge ging es um Flugzeuge, die unterschiedliche Ziele in den USA anfliegen sollten. Ein US-Behördenvertreter sagte, im Visier seien die Fluglinien Continental Airlines, United Airlines und American Airlines gewesen. Am 11. September 2001 hatten Moslem-Extremisten vier Passagierflugzeuge entführt.
Pakistans Regierung erklärte, die Verhaftungen in Pakistan seien Teil einer koordinierten Operation gewesen. Einer der beiden verdächtigen Briten pakistanischer Abstammung sei in Karatschi festgenommen worden, der andere in Lahore. Zudem seien fünf weitere Personen festgenommen worden.
Pakistan hat seit den Anschlägen vom 11. September 2001 hunderte Mitglieder der Al-Kaida verhaftet. Ihr Chef Osama bin Laden und andere Anführer der Gruppe werden im pakistanisch-afghanischen Grenzgebiet vermutet. Mindestens zwei der Attentäter, die im vergangenen Jahr die Anschläge auf U-Bahnen und einen Bus in London verübten, waren zuvor nach Pakistan gereist. Dies hatte den Verdacht geweckt, sie könnten Verbindungen zu radikalen Organisationen in dem Land haben.
Der Luftverkehr normalisierte sich am Freitag wieder weitgehend. Das Verbot von Kurzstrecken-Verbindungen zum Flughafen London-Heathrow wurde aufgehoben. Britische Gesellschaften warnten jedoch vor Verspätungen.
Allerdings blieb bei Flügen aus Großbritannien Handgepäck an Bord verboten. Immer mehr Fluggesellschaften untersagten die Mitnahme von Flüssigkeiten jeglicher Art.

Artikel vom 12.08.2006