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Trotz Standard-Gegentores:
DSC überzeugt beim Ligastart

Arminia erzielt verdientes 1:1 beim Titelaspiranten Hamburger SV

Von Werner Jöstingmeyer
Hamburg (WB). Der auch in diesem Spieljahr von vielen so genannten Experten apostrophierte Abstiegskandidat Arminia darf sich freuen. Gleich zum Saisonauftakt wurde der erste Punkt auf der Habenseite verbucht. Ausgerechnet beim Champions-League-Anwärter Hamburger SV erzielten die Bielefelder ein verdientes 1:1.
Entscheidend: Rüdiger Kauf (hier gegen David Jarolim) eroberte den Ball, der Arminias Führungstor einleitete.Fotos (4): Stefan Hörttrich

Vor 49 713 Zuschauern in der schmucken AOL-Arena deuteten die ostwestfälischen Gäste in vielen Phasen an, dass sie eindeutig an Qualität hinzu gewonnen haben. Sport-Geschäftsführer Reinhard Saftig wollte zwar den Tag nicht vor dem Abend loben, bestätigte aber, ebenfalls eine gute und engagierte Leistung gesehen zu haben. Mit Torben Marx, Jonas Kamper und Christian Eigler standen drei Neuerwerbungen in der Anfangsformation. Sie fügten sich gut ins Mannschaftsgefüge ein. Dennoch bedauerte Trainer Thomas von Heesen rückblickend auf die überstandene Verletzungsmisere: »Direkt nach dem Trainingslager in Walchsee hatten wir noch mehr Potenzial. Derzeit ist kein Stürmer so weit, wie es Sibusiso Zuma in Bestform war.«
Bis zum Seitenwechsel spielte Arminia nicht nur munter mit, sondern hätte die völlig verdiente Führung gegen die einfallslosen Hamburger sogar höher gestalten können. Nach einem knallharten Distanzschuss von Ionannis Masmanidis verfehlte Eigler zunächst die feine Rechtsflanke von Kamper um Zentimeter. Nicht mal eine Zeigerumdrehung später scheiterte Masmanidis an einem Hamburger Abwehrbein, weil er einen Haken zuviel geschlagen hatte.
Durch den mutigen Bielefelder Offensivdrang wurde die HSV-Abwehr immer nervöser. Vor allem Linksverteidiger Atouba leistete sich einige gravierende Patzer. Als DSC-Fleißarbeiter Rüdiger Kauf de Jong im Mittelfeld den Ball abjagte, Marx und Wichniarek im direkten Passspiel auf Eigler von Heesens Trainingsvorgaben nahtlos und blitzschnell umsetzten, schnalzten selbst viele Hamburger Zuschauer mit der Zunge. »Besser kann man einen Treffer nicht herausspielen.« Eiglers Abschluss sauste gegen den Innenpfosten und sprang ins Netz.
Die beste Hamburger Möglichkeit durch Kapitän von der Vaart rettete der aufmerksmae Westermann auf der Linie.
Dieses Glück strapazierte Arminia in den zweiten 45 Minuten mächtig. »Da haben wir leider nicht mehr den Faden gefunden«, bedauerte von Heesen und sah den Grund in der Hamburger Luftdominanz. Daraus resultierte auch der Ausgleich zum 1:1. Der ehemalige Lauterer Boubacar Sanogo (3,8 Mio. Ablöse) stieg nach Trochowskis Eckstoß am höchsten und ließ mit einem wuchtigen Kopfball Torwart Mathias Hain keine Chance.
»Wir haben in der zweiten Halbzeit zuviel Druck zugelassen und nicht mehr so gut nach vorn gespielt«, bemängelte Bielefelds Sportchef Reinhard Saftig und erklärte: »Das ist wohl eine ganz normale Kopfsache. Nach einer 1:0-Führung will man zunächst nur verteidigen.«
Die Entlastungsangriffe wurden seltener. Thomas von Heesen wechselte die Spitzen. Zunächst kam »Aziz« Ahanfouf für Christian Eigler, ein paar Minuten später Linksaußen David Kobylik für den fleißigen und wesentlich engagierteren Artur Wichniarek. Fortan hießen die Sturmpartner Masmanidis und Ahanfouf. »Wir haben jetzt ein paar Optionen mehr«, war Arminias Trainer mit der Einsatzfreude der Angreifer nicht unzufrieden.
Dennoch stand die Bielefelder Abwehr aufgrund zunehmender verlorener Zweikämpfe weiter unter Druck. In der Nachspielzeit musste sich der DSC noch einmal auf sein Glück verlassen, als ein Linksschuss des eingewechselten Besart Berisha gegen den Pfosten krachte. Nach dem Schlusspfiff rissen die Arminen jubelnd die Arme hoch. Sie hatten in der Hansestadt Hamburg einen Punkt erkämpft, mit dem die wenigsten gerechnet hatten. Freute sich Finanz-Geschäftsführer Roland Kentsch: »Eines hat man heute deutlich gesehen: Da stand eine echte Mannschaft auf dem Platz.«
Lesen Sie auch den Bericht über Arminia-Gastgeber Hamburger SV auf der Sportseite 3.

Artikel vom 14.08.2006