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Mit Klinsmann
auf einer
Wellenlänge

Wagner der neue TSG-Kapitän

Von Jörg Manthey
Bielefeld (WB). Pascal Welges Kasten - umzingelt von Medizinbällen. Die Schweiß treibende Übung zeugt von frischer Professionalität, die bei der TSG Altenhagen-Heepen Einzug gehalten hat. Mit inzwischen sichtbar schweren Beinen eilt Welge raus, berührt einen Ball, tippelt rückwärts ins Tor. Zum nächsten Ball, tick, zurück. Mehrere Wiederholungen später als »Zugabe« einen Wurf des neuen TSG-Torwarttrainers Carlo Börsting parieren, das Leder erneut unter Kontrolle bringen und mit zunehmend lahmem Arm punktgenau passen zu Carl-Moritz Wagner, der als Fänger grinsend an der Mittellinie posiert.

Apropos Wagner: Der 21-jährige Kreisläufer wurde im Rahmen des intensiven dreitägigen Trainingslagers zum neuen Kapitän des Handball-Oberligisten TSG Altenhagen-Heepen gewählt. Falk von Hollen lehnte die Binde für diese Serie ab, da er sich im Dezember über den Jahreswechsel für vier Wochen nach Australien verabschieden wird.
»Wir hoffen, dass er uns nur für drei Spiele fehlt«, sagt TSG-Trainer Jörg Harke. Als Wagners Stellvertreter fungieren Johann-David Starck und Martin Glüer. Von Ballpumpe bis Haftmittel; für jedes wichtige Utensil hat die TSG einen »Wart« bestimmt. Neben Kassenwart (Wagner, Schraps) und Bierwart (Schraps) steht »Frauenwart« Marcel Müller die wichtige Aufgabe zu, den Spielerfrauen bei Heimspielen Sekt zu kredenzen.
Anders als in der Spielzeit 2005/06, als die TSG trotz mehr als bescheidener Vorbereitung einen glänzenden dritten Tabellenplatz errang, können »Chef« Jörg Harke, »Co« Carlo Börsting und Sporttherapeut Ruben Kamminga dem TSG-Kader diesmal professionell und effektiv das Rüstzeug für die anstehenden Aufgaben mitgeben. Kein Wunder, dass die Stimmung im Heeper Handballdom mit seinem »geweihten Domwasser« auch am sechsten Tag ohne Pause prächtig ist; der Flachs blüht. »Das macht einfach super Spaß«, beteuert Calle Wagner stellvertretend. Auch Harke registriert zufrieden, wie seine Crew ohne Murren mitzieht, wie die Spieler auch nach fünf Stunden in der Halle im Testspiel gegen die TG Schildesche (43:20) noch »Gegenstöße ohne Ende laufen können«.
Ruben Kamminga, der versierte Leichtathlet - der Sprinter feierte am Samstag seinen 31. Geburtstag - philosophiert über Flexibilitäts- und Koordinationstraining, über regenerationsfördernde Maßnahmen, über Personal Training, Teamgeist, Zielvorstellungen, athletischen und agilen Handball. »Wir machen's ein bisschen wie Klinsmann. Seine Ideologie liegt voll auf unserer Wellenlänge«, sagt er Augen zwinkernd. Derlei große Worte wecken eine gewisse Erwartungshaltung . . .
Auch wenn er bislang vornehmlich bekannte Spielzüge aufarbeitete und noch keine neuen einstudierte; Jörg Harke ist glücklich, mit Jens Limbach einen lange vermissten Linkshänder auf der rechten Seite zu wissen. »Er bringt das nötige Spielverständnis mit und ist zweifellos eine Bereicherung für uns. Spielzüge, die wir sonst nur auf der linken Seite durchgeführt haben, können wir nun auch nach rechts verlagern; durchstoßen bis auf den Flügel«.
Was dem Coach gestern beim »nickligen« Duell gegen den TuS Brake missfiel, war das Verhalten mancher Spieler auf der Bank. »Das muss einfach professioneller werden«, verlangt er etwa, den »eigenen Mann mehr anzufeuern«.

Artikel vom 14.08.2006