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Meyer bewahrt die Fassung

3:0 - Nürnberg stiftet schon Unruhe in Stuttgart

Stuttgart (dpa). Selbst der beste Bundesliga-Auftakt in der Club-Historie des 1. FC Nürnberg brachte Hans Meyer nicht aus der Ruhe.
»Ich bin 35 Jahre dabei und kann das erste Spiel solide einschätzen. Das war ein wunderbarer Nachmittag, mehr nicht«, sagte das Trainer-Urgestein nach dem überzeugenden 3:0 beim VfB Stuttgart und konnte sich dann doch die ihm eigenen süffisant- bissigen Bemerkungen nicht verkneifen. »Wenn ich unsere Presse und unsere Zuschauer nehme, denke ich, wären sie über alles andere als ein 3:0 schwer enttäuscht gewesen«, kommentierte der 63 Jahre alte Fußball-Lehrer die nach der guten Rückrunde der abgelaufenen Saison gestiegene Erwartungshaltung.
Sein Stuttgarter Trainerkollege Armin Veh hatte keinen Sinn für ironischen Humor. »Mir ist klar, dass es jetzt wieder unruhig wird, aber das darf mich in meiner Arbeit nicht belasten«, sagte er. Das völlig neue VfB-Mittelfeld ließ nahezu jegliche Offensivkraft vermissen, was nicht nur mit dem Fehlen des nach einer Oberschenkelverletzung noch nicht fitten Kapitäns Fernando Meira zu erklären war. Auf Veh wartet jede Menge Aufbauarbeit. Doch nach einer verkorksten Spielzeit und einem neunten Platz weiß der nur bis zum Saisonende mit einem Vertrag ausgestattete Trainer: »So lange haben wir nicht Zeit, weil wir hier in Stuttgart sind.«
Während die Schwaben ziemlich ratlos ihre spielerische Einfallslosigkeit zu erklären versuchten und schon am zweiten Spieltag bei Arminia Bielefeld unter Zugzwang stehen, strotzen die Nürnberger vor Selbstbewusstsein. »Wir wissen um unsere Stärke und haben sie umgesetzt. Man hat schon im Frühjahr gesehen, was wir zu leisten im Stande sind«, sagte Ivica Banovic. Der Kroate hatte alle drei Nürnberger Treffer durch Robert Vittek (37.), Markus Schroth (45.) und Ivan Saenko (78.) vorbereitet.
Nur ein Tor fehlte zur Einstellung des bisher höchsten Nürnberger Bundesliga-Auswärtssieges, doch die Club-Führung blieb auf dem Teppich. »Mir fehlen fast die Worte«, meinte Präsident Michael A. Roth und Sportdirektor Martin Bader stellte fest: »Ich hoffe, dass wir diesen Schwung mitnehmen. Wir müssen und wollen aber auch auf dem Boden bleiben. Faktisch gesehen fehlen uns noch 37 Punkte bis zum Klassenerhalt.«
Mit ganz anderen Ansprüchen war Pavel Pardo an den Neckar gekommen. Er und Landsmann Ricardo Osorio sind die ersten beiden Mexikaner in der Bundesliga, doch nach dem ernüchterndem Punktspieldebüt blieb Pardo die bittere Erkenntnis: »Das habe ich mir so nicht vorgestellt.«

Artikel vom 14.08.2006