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Mehr als nur
»Wagenholer«

Fritz Wepper feiert 65. Geburtstag

München (dpa). »Harry, hol' schon mal den Wagen!« - Kaum jemand, der diesen Satz nicht schon gesagt oder zumindest gehört hat. Auch wenn der zum geflügelten Wort gewordene Ausspruch im »Derrick«-Krimi nie gefallen ist. Harry, das ist Fritz Wepper, vielen besser bekannt als der Assistent von Fernsehkommissar Derrick, der am kommenden Donnerstag seinen 65. Geburtstag feiert.
Doch Wepper ist viel mehr als der treue, wagenholende Gehilfe in Horst Tapperts Schatten: Wepper ist Bühnen- und Filmschauspieler, Comicfigur und Naturliebhaber. Seine Karriere begann lange vor Harry Klein: Bereits als Neunjähriger wirkte er in Kindersendungen des Bayerischen Rundfunks mit, 1952 stand er im Stück »Peter Pan« in seiner Heimatstadt München auf der Bühne. Als er zum ersten Mal vor einer Kamera stand, habe er keine feuchten Hände gehabt, »sondern Pfützen in den Händen«, sagt Wepper heute. »Damals war noch alles live und schwarz-weiß, wenn ich mich versprochen hätte, hätte man sofort eine Bildstörung einblenden müssen«, beschreibt er die damalige Anspannung. Von seiner ersten Gage habe er sich seinen eigenen Fernseher geleistet - auch in schwarz-weiß.
Sieben Jahre später erlangte er in Bernhard Wickis Antikriegsfilm »Die Brücke« (1959) internationalen Ruhm und musste sich schon bald über die Preise von Fernsehern keine Gedanken mehr machen: Es folgte der Film »Unternehmen Reiher«, der ihm den Bundesfilmpreis bescherte, »Cabaret« mit Liza Minnelli, Michael York und Helmut Griem und 1968 schon die »Kommissar«-Serie im ZDF, die 1973 zu »Derrick« wurde und Fritz Wepper endgültig für jeden zu einem Begriff werden ließ - und dafür sorgt, dass auch heute noch »in der Straßenküche in Taiwan Menschen auf mich zeigen und sagen: ÝHallyÜ oder ÝDellickÜ«, wie er schmunzelnd erzählt. Als »Harry Klein« nach 29 Jahren und 281 Folgen endgültig vom Bildschirm verschwand, war die Frage: Gibt es für Wepper ein Leben nach Harry? Längst sind die Skeptiker überzeugt. Er selbst findet: »Manchmal müssen Dinge zu Ende gehen, damit andere, wie jetzt ÝUm Himmels WillenÜ, entstehen können.« Seit 2002 spielt er den Bürgermeister Wolfgang Wöller in der ARD-Serie.
»Für dieses Jahr und für nächstes Jahr bin ich so gut wie ausgebucht«, sagt Wepper und gesteht: »Mit dem Alter macht mir die Arbeit immer mehr Spaß, und wenn ich dazwischen ein paar freie Tage zum Golfen, Jagen oder für meine Frau Angela habe, reicht mir das auch, um Energie zu sammeln.«

Artikel vom 14.08.2006