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Papst warnt Christen
vor Resignation

Erstes Fernsehinterview mit ARD und ZDF

Rom (dpa). Novum in der TV-Geschichte: Papst Benedikt XVI. hat erstmals mehreren deutschen Fernsehsendern ein ausführliches Interview gegeben, das gestern Abend von ARD und ZDF gezeigt wurde.
Papst Benedikt XVI. sprach den Christen Mut zu.

Mit Blick auf seinen Besuch in Bayern (9.-14. September) warnte er die Gläubigen in Deutschland und Europa darin vor Resignation: Die christliche Botschaft »gehört nicht in die Mottenkiste der Geschichte«. Zwar erlebe der Westen »eine neue Welle einer drastischen Aufklärung«, die den Glauben schwierig mache. Gerade daher sei es aber »bedeutsam, dass wir nicht kapitulieren.«
Zugleich äußerte der deutsche Papst den Wunsch, noch im kommenden Jahr nach Israel zu reisen: »Dann möchte ich ins Heilige Land gehen und hoffentlich es in Frieden betreten können.«
Das einstündige Interview von ARD, ZDF, Deutscher Welle sowie Radio Vatikan war vor einer Woche in der Sommerresidenz Castel Gandolfo geführt worden. Mehrfach ging Benedikt auf seinen Besuch in München, Regensburg und Altötting ein: Ein Motiv der Reise sei es, »dass ich noch einmal die Orte, die Menschen sehen wollte, wo ich groß geworden bin, die mich geprägt und mein Leben geformt haben«. Diesen Menschen wolle er danken.
Ausführlich beschäftigte sich Benedikt mit der Lage des Christentums: »Glaube ist schwierig geworden, weil die Welt, die wir antreffen, ganz von uns selber gemacht ist und sozusagen Gott in ihr nicht mehr direkt vorkommt.« Christen müssten ihr Anliegen aber mit mehr Elan und Dynamik verbreiten. So dürften sie etwa angesichts der Kirchenaustritte »nicht kapitulierten und sagen: »Naja, wir sind nur noch eine Minderheit, schauen wir mal, dass wir wenigstens in der Zahl beieinander bleiben«.

Artikel vom 14.08.2006