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Fett, Eis, Kippen:
dreckiges Pflaster

Dezernent: »Beschämendes Verhalten«

Bielefeld (bp). Bielefelds Fußgängerzonen sind buchstäblich besenrein - Bahnhofstraße, Arndt- und Stresemannstraße und die Altstadt werden täglich per Hand gereinigt, unterstützt durch eine Spezialkehrmaschine. Die SPD in der Bezirksvertretung Mitte stellt das Ergebnis trotzdem nicht zufrieden. Sie bemängelt:


l Eis-, Kaugummi- und Fettflecken
l Zigarettenkippen
l ausgespülte Fugen
Als zuständiger Beigeordneter betonte Gregor Moss, dass zur Altstadtsanierung auch eine zweijährige Fugenpflege gehöre: »Erst nach zwei Jahren ist das Material so weit abgesackt, dass es weder herausgespült noch herausgesaugt werden kann.« Bis dahin wird eben per Hand gefegt oder eine gebraucht gekaufte Spezialkehrmaschine eingesetzt, die der Umweltbetrieb so umgerüstet hat, dass sie Straßenschmutz nur noch waagerecht (nicht wie üblich senkrecht) ansaugt.
Die Folge: Mitarbeiter des Umweltbetriebes müssten Zigarettenkippen aus den Fugen herausklauben.
Moss hält das für beschämend: »Offenbar ist es vielen Menschen nicht möglich, mit Anstand durch die Stadt zu gehen - sie spucken ihre Kaugummis auf die Straße, treten ihre Kippen aus, und auch nächtliche Ölwechsel in der Altstadt-Fußgängerzone und das Ablassen von Frittenfett werden offenbar für normal gehalten!«
Klaus Kugler-Schuckmann, Betriebsleiter des Umweltbetriebes, lässt sich zur Zeit Reinigungsgeräte vorführen, die - mehr oder weniger - dazu in der Lage sind, Kaugummiflecken und Altöl zu entfernen, sagt aber: »Ich will keine falschen Hoffungen wecken!« Eine solche Maschine, die zudem auf einem Anhänger an den Einsatzort transportiert werden müsse und höchstens 100 bis 120 Quadratmeter pro Tag schaffe (die Altstadt-Fußgängerzone ist 15 000 Quadratmeter groß), kostet rund 30 000 Euro - plus zusätzliches Personal.
Kugler-Schuckmann: »Wir wollen die Fußgängerzonen natürlich pflegen, ich weiß aber nicht, ob um wirklich jeden Preis.« Er berichtet, dass die Kaugummi-Reinigung der Jahnplatz-Gehwege vor zwei Jahren mit Spezialmaschine und zwei Mitarbeitern eine Woche gedauert habe: »Ohne nachhaltigen Erfolg.« Man habe errechnet, dass allein die Befreiung der Bahnhofstraße von festgetretenem Kaugummi pro Jahr 40 000 Euro kosten würde. Kugler-Schuckmann: »Das ist ein Kostenaufwand, der im städtischen Haushalt an anderer Stelle eingespart werden müsste.«
Chemische Zusätze bei der Reinigung würden den Natursteinbelag vor allem in der Altstadt schädigen.
Gregor Moss erinnerte die Politiker in der Bezirksvertretung zudem daran, dass die Entscheidung, das Altstadtpflaster mit Fugen zu verlegen, mehrheitlich getroffen wurde.

Artikel vom 12.08.2006