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Zwei Frauen zum
Sex gezwungen?

»Aquawede«-Betriebsleiter angeklagt

Von Uwe Koch
Bielefeld (WB). Ein ehemaliger Schwimmeister der BBF sieht sich massiven Vorwürfen ausgesetzt: Der 42-jährige Björn S. (Name geändert) soll zwei ihm untergebene Frauen vergewaltigt und sexuell genötigt haben. Seit Freitag verhandelt das Landgericht den Fall. Der Angeklagte hat sich als unschuldig bezeichnet.

Die Vorwürfe der Anklage von Staatsanwältin Nina Sommerfeld erstrecken sich von August 2000 bis zum Januar 2004. Tatorte soll zumeist das Bad »Aquawede« in Brackwede gewesen sein, wo Björn S. seinerzeit als Betriebsleiter angestellt war. In zwei Fällen sollen sich die sexuellen Mißhandlungen auch im Freibad Gadderbaum, einmal sogar im Wohnhaus der Familie des Schwimmeisters abgespielt haben.
Opfer der Übergriffe sollen eine weibliche Servicekraft im »Aquawede« und eine Auszubildende gewesen sein. Björn S. soll beide Frauen insgesamt 15 Mal zum Sex gezwungen haben. Laut Anklage soll der Mann die Frauen in Kellerräumen, in der Sauna, in Betriebsräumen und in einer Besenkammer eingeschlossen haben. Dann soll er zudringlich geworden sein, mehrfach soll es dabei zum ungeschützten Geschlechtsverkehr gekommen sein.
Björn S. ließ die Vorwürfe am Freitag durch eine Erklärung seines Verteidigers Dr. Uwe Nagel zurückweisen. Björn S. habe »die Straftaten zu keinem Zeitpunkt begangen«, sagte der Rechtsanwalt. Zu sexuellen Handlungen sei es zwar gekommen, jedoch seien sie »freiwillig« geschehen. Insgesamt 23 Jahre lang habe sein Mandant »mit leicht bekleideten Frauen zu tun gehabt«, nie seien derartige Vorfälle offenkundig geworden. Diese Tatsache allein werfe Zweifel an der Täterschaft seines Mandanten auf.
Björn S. hatte bei der Stadt Bielefeld seit 1981 eine Ausbildung zum Schwimmeister absolviert und war schließlich als Betriebsleiter im »Aquawede« in die Fußstapfen seines Vaters getreten. Zwischenzeitlich hatte er auch die kleineren Freibäder der Bielefelder Bäder- und Freizeiteinrichtungen GmbH (BBF) geleitet. Im Februar 2004 war S. fristlos wegen anderer dienstlicher Verfehlungen gekündigt worden. Die Vorwürfe der sexuellen Nötigung und der Vergewaltigung wurden erst später erhoben. S. befand sich danach acht Monate lang in psychiatrischer Behandlung, während der er auch einen Versuch der Selbsttötung beging. Das Arbeitsverhältnis mit der BBF wurde zum 30. September 2004 einvernehmlich beendet.
Als erste Zeugin wurde in nichtöffentlicher Sitzung die Servicekraft vernommen. Die Frau sagte vier Stunden lang aus, soll am kommenden Verhandlungstag (21. August) weiter gehört werden.

Artikel vom 12.08.2006