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Von Burgit Hörttrich

Bielefelder
Optik

Schuldzuweisungen


Quellen in der Stadt oder in den Grünanlagen die Abfalleimer über - wer hat schuld? Die Stadt!
Liegen leere Flaschen berghoch neben Glascontainern - wer hat schuld? Die Stadt!
Und wenn neun Monate nach Einweihung der Altstadt-Fußgängerzone auf jedem Quadratmeter Pflaster die ekligen Reste von im Schnitt zehn ausgespuckten Kaugummis kleben - wer hat schuld? Natürlich auch die Stadt!
Das ist ja so einfach!
Politiker sollten sich vielleicht mit Schuldzuweisungen zurückhalten und auf das hören, was Dezernent Gregor Moss gesagt hat: Er findet es beschämend, dass es »liebe Mitmenschen« gibt, die es offenbar selbstverständlich finden, ihr Kaugummi auszuspucken, ihre Kippen auszutreten, ihr Frittenfett wegzugießen, ihren Müll zu entsorgen, wo und wann es ihnen passt. Motto: Die von der Stadt machen das schon weg, wofür bezahle ich schließlich Steuern?
Ein solches Verhalten ist nicht nur rücksichtslos und beschämend, sondern für die Allgemeinheit auch teuer. Ein Jahr kaugummifreie Bahnhofstraße kostet 40 000 Euro - wo soll dafür gespart werden? Der Kämmerer nimmt Vorschläge sicher gern entgegen.
Kommunalpolitiker schreien gleich auf, wenn sie die Interessen ihrer Klientel in Gefahr sehen. Bevor sie sich aber als Saubermänner gerieren, sollten sie lieber überlegen, was zu tun ist, um den Passanten klarzumachen, dass die Fußgängerzone zwar allen gehört, dass sich aber nicht jeder dort so benehmen kann, wie er meint. Ohne Rücksicht auf Verluste eben.

Artikel vom 12.08.2006