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Transfer ohne den Trainer: Finke wollte Edu holen

Heute Nachmittag löst Jos Luhukay seinen Vertrag auf

Von Matthias Reichstein
Paderborn (WB). Heute, am späten Nachmittag, treffen sich SCP-Präsident Wilfried Finke und Jos Luhukay noch zu einem persönlichen Gespräch, danach wird der Abschied nach nur 14 Monaten perfekt sein. »Für mich gibt es kein Zurück«, betonte der scheidende Trainer am Sonntag.
Die »neue« SCP-Bank: Markus Gellhaus und Zsolt Petry (r.) trugen am Sonntag die Verantwortung. Foto: Hörttrich

Gleichzeitig ist der 43-Jährige aber an einer sauberen Trennung interessiert. »Dem Verein sollen keine finanziellen Nachteile entstehen«, unterstrich der Holländer. Auch Finke scheint nach einem langen Telefongespräch mit dem Coach am Samstag die Chancen auf eine Weiterbeschäftigung nicht mehr sonderlich hoch einzuschätzen: »Ich werde niemanden überreden oder zwingen, als Trainer in Paderborn weiter zu arbeiten.«
Der SCP-Boss bemüht sich derweil, den Auslöser für den plötzlichen Rücktritt zu finden. »Ich hatte mit dem Trainer nie Differenzen und möchte wissen, wer hier ein falsches Spiel gespielt hat,« sagte Finke am Sonntag in Braunschweig. Seinem Besuch in der Spielerkabine nach der 0:1-Testspielpleite beim Oberligisten Delbrücker SC misst er dabei keine sonderlich hohe Bedeutung zu. Deftige Worte (»Ihr habt heute gespielt, als wenn ihr besoffen seid.«) sind nach Aussage von Finke zwar gefallen, »doch das kann nicht die Ursache gewesen sein, denn sonst hätte Luhukay nicht am Montag wieder auf dem Trainingsplatz gestanden.«
Auslöser war auch etwas Anderes und doch hinterließ auch die Ansprache des Präsidenten beim Coach tiefe Spuren: »Herr Finke hat immer das Recht, in die Kabine zu kommen. Aber dann sind Art und Weise und das Niveau entscheidend.«
Das Fass zum Überlaufen brachte bei Luhukay die Nachricht, dass der Verein wenige Tage vor Saisonstart noch einen Stürmer verpflichten wollte. Am Dienstag nahm der SCP Kontakt zum Bochumer Edu (jetzt Mainz 05) auf. Ein Transfer, der finanziell nicht machbar war. Am Donnerstag flogen Geschäftsführer Michael Born und Co-Trainer Markus Gellhaus nach Albanien. Alle Aktivitäten geschahen auf Weisung Finkes. Ein Vorgehen, für das Luhukay kein Verständnis hatte: »Wenn die Vereinsführung im sportlichen Bereich andere Vorstellungen hat, muss sie zuerst auf den Trainer zugehen. Es kann nicht sein, dass ich diese Dinge über Dritte erfahre. Damit mache ich mich bei der Mannschaft unglaubwürdig.«
Warum der Sportliche Leiter Günther Rybarczyk beim SCP-Boss in Ungnade fiel und mit seinem Rücktritt einer Kündigung zuvorkam, soll auch mit dem geplatzten Wechsel von Antonio Di Salvo (jetzt 1860 München) zusammenhängen. Finke wollte den Ex-Paderborner unbedingt haben und fühlte sich von Rybarczyk (Schwiegervater von Di Salvo) zu lange hingehalten.

Artikel vom 14.08.2006