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Ein Punkt für Jos Luhukay

SCP 07 hatte die bessere Spielanlage - Braunschweig wirkte hilflos

Von Peter Klute
Braunschweig (WB). Die Mannschaft des SC Paderborn 07 hat 48 Stunden nach dem Rücktritt von Chef-Trainer Jos Luhukay Charakter gezeigt und die richtige Antwort gegeben. Zum Zweitliga-Start entführte der SCP einen hoch verdienten Punkt bei Eintracht Braunschweig. »Riesenrespekt vor dieser Leistung. Davor kann ich nur den Hut ziehen«, kommentierte Interimscoach Markus Gellhaus das 0:0.

Die Vorbereitung auf die Partie erfolgte mehr im Kopf als in den Beinen und auch die Minuten vor dem Anpfiff standen im Zeichen des Trainer-Abschieds. Präsident Wilfried Finke raste von Interview zu Interview, die Fans waren mit ihren Plakaten gespalten (»Schluss mit SC Finke«, »Ohne Finke wären wir nicht hier«) und die Mannschaft machte sich in T-Shirts mit dem Aufdruck »Danke Jos Luhukay« warm. »Eine sympathische Aktion der Spieler«, fand Finke und sagte zum Geschehen auf dem Rasen: »Wir haben super gespielt, aber leider kein Tor erzielt.«
Obwohl Luhukay im Stadion an der Hamburger Straße nicht dabei war, war er allgegenwärtig und spielte eine tragende Rolle. Der Holländer war es, der Gellhaus am Freitagabend überzeugte, das Team zu coachen, auch Kapitän René Müller hatte Kontakt zu seinem Chef. »Ich habe es auch deshalb gemacht, weil ich nicht wollte, dass die sechs Wochen Vorbereitung umsonst waren«, meinte Gellhaus. Müller widmete den gelungenen Auftakt seinem Ex-Trainer: »Wir haben sein System gespielt. Das ist die Mannschaft von Jos Luhukay und deshalb gehört dieser Punkt zu 90 Prozent ihm.«
Luhukay hatte vor seinem Abschied am Freitag trotz der eher enttäuschenden Vorbereitung erklärt: »Die Mannschaft ist stärker als vergangene Saison und kann wieder überraschen.« Das Team unterstrich seine Worte gestern eindrucksvoll. Wenn es vor 21 500 Zuschauern einen Sieger hätte geben dürfen, dann nur den SC Paderborn. Der SCP spielte mit der gleichen Formation und in den roten Trikots vom 0:1 im letzten Test beim Oberligisten Delbrücker SC, doch es war eine andere Mannschaft. In einem, wie Eintracht-Coach Michael Krüger fand, »typischen Auftaktspiel«, hatten die Gäste die bessere Spielanlage, waren zweikampfstärker und hatten die besseren Chancen.
Die Viererkette vor dem sicheren Torwart Tom Starke ließ fast nichts zu, davor räumten Andrew Sinkala (neben Timo Röttger der einzige Neue in der Startelf) und Marc Gouiffe à Goufan ab. Sinkala selbst war es, der den hilflosen Braunschweigern die einzige Möglichkeit in Hälfte eins bescherte, als er Starke nach einem Freistoß unfreiwillig per Kopf zu einer Glanztat zwang. Nur ein Mal war die SCP-Defensive nicht auf der Höhe. Nach einer Flanke von Daniel Graf köpfte Samuel Koejoe freistehend neben das Tor. Da wäre Starke machtlos gewesen.
Sein Gegenüber Thorsten Stuckmann vereitelte in der 49. Minute die größte Chance der Partie. Mit den Fingerspitzen parierte er einen Kopfball von Müller. Daneben boten die Gäste zahlreiche gute Ansätze, doch es fehlten die letzten Zentimeter im Abschluss. »Es war sicher mehr drin, aber wir können mit diesem Auswärts-Punkt sehr gut leben«, bilanzierte Müller.
Auf dem Platz legten die Paderborner Spieler die Last der »erschwerten Umstände« (Gellhaus) ab, doch direkt nach dem Abpfiff war Jos Luhukay wieder das Hauptthema. »Für 90 Minuten ist es uns gelungen, uns ganz auf Fußball zu konzentrieren, aber der Trainer wird uns noch länger beschäftigen«, stellte Müller fest.

Artikel vom 14.08.2006