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In Flip-Flops zwischen
Weihnachts-Dekoration

Londoner Kaufhaus »Harrods« startet »Christmas World«

London (dpa). Es sind zwei Welten, die derzeit in der zweiten Etage des Nobel-Kaufhauses »Harrods« aufeinander treffen. Männer mit weißen Rauschebärten begrüßen Kunden in kurzen Hosen und Flip-Flops. Bing Crosby singt dazu »Let It Snow«.

Harrods, der berühmteste britische Konsumtempel, hat bereits mit dem Weihnachtsgeschäft begonnen. Und es sieht auf den 1400 Quadratmetern schon einigermaßen festlich aus. Irgendwie ist es, als ob die Temperatur mit Hilfe der Klimaanlage noch ein wenig mehr als üblich nach unten getrimmt wird. Auch den Weihnachtsbäumen mit ihren Lichterketten gelingt es, Jahresendstimmung zu verbreiten. Die überwiegenden Farben: Glänzendes Gold, Purpurrot und sattes Dunkelgrün - auch dies ein Kontrast zum Zustand draußen: Die Bäume in den Londoner Parks sind wegen der Dauersonne ziemlich vertrocknet.
Getreu der Firmenphilosophie bietet »Harrods« in der »Christmas World« vor allem Weihnachtsschmuck der besseren Art: eine Christbaumkugel für umgerechnet 500 Euro, ein Nussknacker für 1400 Euro, ein Weihnachtsmann in Lebensgröße für 2500 Euro. Mit Rücksicht auf die Kundschaft mit schmalerem Geldbeutel hat »Harrods«-Chef Mohamed Al Fayed - der Vater von Prinzessin Dianas letztem Freund Dodi - aber auch dafür sorgen lassen, dass es eine Kugel für etwas mehr als einen Euro gibt.
Den Frühstart ins Weihnachtsgeschäft begründet sein Haus mit dem Interesse der ausländischen Touristen, die Tag für Tag in Scharen zu »Harrods« pilgern. »Für Touristen ist Weihnachtsdekoration ein schönes Geschenk - vor allem, wenn »Harrods« draufsteht. Es ist etwas Besonderes, das sie an ihre Zeit in London erinnert.« Die Briten haben bereits Erfahrung damit: »Harrods« startet mit Weihnachten schon seit zehn Jahren im August. Zum Vergleich: Das Berliner Edel- Kaufhaus KadeWe beginnt dieses Jahr am 27. November.
Bei den ausländischen Kunden kommt die August-Aktion anscheinend gut an. Vor allem US-Touristen sind in der »Christmas World« unterwegs. Aber auch die 16-jährige Jennifer aus Cottbus freut sich in Minirock, Trägerhemd und Flip-Flops über die Dekoration. »Ich liebe diesen Kitsch. Von mir aus könnte das ganze Jahr Weihnachten sein.«
Die Verkäufer wissen ebenfalls von zufriedenen Kunden zu erzählen. Und überhaupt: »Für die Deutschen müsste der frühe Zeitpunkt doch genau das Richtige sein«, vermutet der »Harrods«-Angestellte Charlie Cox. »Ihr seid gut organisiert und plant lange im Voraus.«

Artikel vom 12.08.2006