Protest der deutschen Mannschaft: Bronze soll noch »versilbert« werden
Göteborg (dpa). Hürdensprinterin Kirsten Bolm hat mit einem dritten Platz die fünfte Medaille für die deutsche Mannschaft bei den Leichtathletik-Europameisterschaften erkämpft. Die 31-jährige Psychologie-Studentin von der MTG Mannheim musste sich am Freitagabend über 100 m Hürden in 12,72 Sekunden nur der schwedischen Favoritin Susanna Kallur (12,59) und nach Zielfoto-Entscheid der Hallen-Weltmeisterin Derval O'Rourke (Irland) geschlagen geben, die wie Bolm 12,72 Sekunden lief. »Ich habe ganz schön gebittert und gedacht, dass ich vielleicht gar keine Medaille habe«, gestand sie. Das mit Spannung erwartete Duell hatte sich schon nach den Saisonergebnissen abgezeichnet und wurde in Vorlauf und Halbfinale im Fernduell in unterschiedlichen Rennen weiter angeheizt. Die Schwedin war immer einen Tick schneller und wurde im Endlauf nach einem Blitzstart auf einer Woge der Begeisterung ins Ziel getrieben. Die 32 552 Zuschauer im Ullevi-Stadion gerieten förmlich in Ekstase und verfolgten stehend das Rennen, in dem zunächst Bolm als Zweite ausgewiesen wurde. Dann wurde ihr Name im Ergebnis-Computer wieder gelöscht und nach Auswertung des Zielfotos O'Rourke als Zweite ausgewiesen. Da unterschiedliche Fotos vom Zieleinlauf vorlagen, legte der DLV Protest ein. Die 200 m der Frauen wurden eine Beute von Kim Gevaert (Belgien/ 22,60), die damit das Sprint-Doppel schaffte. Zuvor hatte ihre Landsfrau Tia Hellebaut mit 2,03 m im Hochsprung Titelverteidigerin Kajsa Bergqvist das Heimspiel verdorben. Ein Wolkenbruch während des Stabhochsprungs der Zehnkämpfer brachte den EM-Zeitplan durcheinander. Das Speerwerfen der Mehrkämpfer wurde nach hinten verschoben. Dadurch konnten die Hammerwerfer mit dMarcus Esser (Leverkusen) und Karsten Kobs (Dortmund-Lanstrop) ihren Wettkampf nicht durchführen. Die Entscheidung wurde auf Samstag verlegt. Europas Zehnkampf-König Roman Sebrle hat seinen Thron verteidigt. Der 31 Jahre alte Olympiasieger aus Tschechien ließ wie schon vor vier Jahren in München die Konkurrenz hinter sich. Mit 8526 Punkten holte sich der Sportsoldat aus Prag erneut die Goldmedaille. Zweiter wurde der Ungar Attila Zsivoczky (8356) in einem Herzschlag-Finale vor dem Russen Alexej Drosdow (8350). Pascal Behrenbruch schlug sich glänzend und landete auf dem fünften Platz. Der 21-Jährige von der LG Eintracht Frankfurt stellte vier persönliche Bestleistungen auf. Der Lohn waren 8209 Punkte - 19 Zähler mehr, als er jemals geschafft hatte. »Grandios! Das ist die beste internationale Eintrittskarte für Pascal. Ein Mann für die Zukunft, ein Medaillenkandidat für die WM 2009 in Berlin«, meinte der deutsche Zehnkampf-Teammanager Claus Marek. Der Leverkusener Stefan Drews landete mit 8105 Punkten als Siebter ebenfalls noch auf einem respektablen Platz. Für Dennis Leyckes (Uerdingen) war die EM dagegen nach einem »Salto nullo« im Stabhochsprung beendet.
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