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Tanzen hält fit. Regelmäßige Bewegung ist ein entscheidender Pfeiler im Kampf gegen Schmerzen und eine zunehmende Versteifung der GelenkeFoto: BGV

Walzer gegen Muskelschwund: »Darf ich bitten, gnädige Frau?«

Bewegung bei Fehlhaltung und Schmerzen - Körper auf keinen Fall überfordern

Bielefeld (WB). Rund eine Million Menschen in Deutschland leiden an rheumatoider Arthritis. Die Erkrankung führt zu Schmerzen, die so schlimm werden können, dass Betroffene jede unnötige Bewegung vermeiden. Doch gerade regelmäßige Bewegung ist ein entscheidender Pfeiler im Kampf gegen Schmerzen und eine zunehmende Versteifung der Gelenke.
Dabei kommt es nicht darauf an, sportliche Höchstleistungen zu vollbringen, sondern die Muskulatur auf schonende Weise zu kräftigen. So können auch ältere oder wenig geübte Menschen unter einer Vielzahl geeigneter Sportarten und Bewegungsprogrammen etwas finden, das ihrem Körper gut tut und gleichzeitig Spaß macht.
Wer vor Rheumaschmerzen kaum die Treppe heraufkommt, wird sich schwerlich mit dem Gedanken an regelmäßiges Sporttreiben anfreunden können. Doch es gibt zahlreiche sanfte Möglichkeiten, die Beweglichkeit zu verbessern und Schmerzen zu lindern. Ideal ist beispielsweise das Tanzen. Beim Walzer oder Foxtrott richtet sich die Konzentration auf die Musik; dadurch fällt es leichter, eine aufrechte Körperhaltung einzunehmen und sich unverkrampft zu bewegen. Tanzen nach Musik ist ein echter Stimmungsaufheller und kann dazu beitragen, dass Schmerzen weniger wahrgenommen werden. Scheinbar ganz nebenbei stärkt es die Muskelkraft und wirkt sich positiv auf Herz und Kreislauf aus. »Natürlich ist Tanzen nicht jedermanns Sache«, so Erhard Hackler, geschäftsführender Vorstand des Bundesverbands für Gesundheitsinformation und Verbraucherschutz in Bonn. »Radfahren in der Ebene, Wassergymnastik, Rückenschwimmen, Wandern oder fernöstliche Sportarten wie Tai Chi eignen sich ebenfalls, um in Bewegung zu bleiben. Hauptsache, die Gelenke werden nicht belastet und es macht Spaß - denn nur so bleibt man auch langfristig am Ball.«
Zunehmende Bedeutung hat auch das gezielte, aber schonende Krafttraining an Geräten. Von Sportarten, die den Körper einseitig belasten, Fehlhaltungen fördern oder ein hohes Verletzungsrisiko bergen, ist abzuraten. In Einzelfällen können Sportler jedoch ihre persönliche Leidenschaft trotz Rheuma weiter ausüben, wie zum Beispiel das Golfspielen oder Reiten.
Ein paar Regeln sollten Rheumakranke beherzigen, bevor sie mit einem Bewegungsprogramm beginnen: So ist es wichtig, neue sportliche Betätigungen zuvor mit dem Arzt zu besprechen und auf eventuelle physiotherapeutische Maßnahmen wie Krankengymnastik, Massage, Wärme- oder Kältetherapie abzustimmen. Zudem gilt es, auf den Körper zu hören und sich nicht zu überfordern. Regelmäßige, am besten mehrmals wöchentliche Bewegung ist sinnvoll, doch beim akuten Schub ist Sport tabu. Besondere Trainingsmethoden wie Yoga sollten niemals im Selbststudium ausgeübt werden, sondern nur unter der fachkundigen Anleitung eines Trainers. Spezielle Sportgruppen für Rheumakranke sind möglicherweise eine interessante Option für alle, die Gleichgesinnte treffen möchten oder sich in der Gruppe besser motivieren können.
Körperliches Training ist in mehrfacher Hinsicht unverzichtbar für die Gelenkfunktion. So stützt eine kräftige Muskulatur das Skelett; die Knochen werden weniger belastet, Fehlhaltungen vermieden, die Sturzgefahr gesenkt und Schmerzen gelindert. Darüber hinaus ist Bewegung die Voraussetzung für ein - im wahrsten Sinne des Wortes - reibungsloses Funktionieren des Gelenks. Eine Schlüsselrolle spielt hierbei der Gelenkknorpel; er sorgt dafür, dass die Knochen nicht aufeinander reiben. Die so genannte Gelenkschmiere erleichtert die Bewegung und schützt den Knorpel vor Abnutzung. Zudem versorgt sie ihn mit lebenswichtigen Nährstoffen und spült Abbauprodukte aus. Doch hierfür ist Bewegung notwendig: Denn nur dann gelangt die Gelenk-schmiere aus der Gelenkinnenhaut zum Knorpel. Darüber hinaus fördert Bewegung die Durchblutung, regt den Stoffwechsel an und hilft, dass schmerzfördernde Substanzen abtransportiert werden. Bei der rheumatoiden Arthritis ist die Gelenkinnenhaut entzündet. Dadurch können Wucherungen entstehen, die den umliegenden Knorpel zerstören und so zu einer erhöhten Reibung an den Gelenkknochen führen. Durch die damit verbundenen Schmerzen kommt es oftmals zu einer ausweichenden Körperhaltung, die Muskeln und Gelenke unnötig stark belastet und somit wiederum die Schmerzen verschlimmert.
Leicht verständliche Informationen zur rheumatoiden Arthritis bietet der Bundesverband für Gesundheitsinformation und Verbraucherschutz mit der Broschüre »Volkskrankheit Rheuma - Rheumatoide Arthritis«. Der kostenfreie Ratgeber kann im Internet unter www.bgv-rheuma.de abgerufen werden.

Artikel vom 01.09.2006