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Zur Sache

Gut gelaufen

Der Deutsche Leichtathletik-Verband (DLV) darf sich freuen. Insbesondere die vier ersten Plätze von Göteborg vergolden die Europameisterschafts-Erfolgsbilanz. Dennoch kommt die Medaillensammlung bei weitem nicht an die der Heim-EM vor vier Jahren heran. Damals bekamen deutsche Aktive 19 Mal Edelmetall umgehängt, aber eben »nur« zwei goldene Plaketten.
Weil sie in Schweden richtig gut gelaufen sind, die Maisch, Fitschen, Blaschek und Bolm, sind Ausbeute und Aussichten jetzt sogar besser als erwartet - oder soll man sagen: befürchtet. Auch die bronzene Paderbornerin Lilli Schwarzkopf setzte im Siebenkampf ein beachtliches Signal.
Zudem ist hinter den Göteborg-Glanzlichtern viel in Bewegung geraten: Mit Zehnkämpfer Pascal Behrenbruch, Hürdensprinter Jens Werrmann oder auch Schwarzkopf-Konkurrentin Jennifer Oeser und -Ê wir Ostwestfalen wollen sie nicht vergessen - einer gesunden Claudia Tonn dürfte auf kontinentaler Ebene weiter zu rechnen sein.
Was die gute Bilanz von Göteborg jedoch auf dem Weg zu Olympia 2008 und der Weltmeisterschaft 2009 in Berlin wert ist, wird sich zeigen. Ernst zu nehmende Stimmen sagen der europäischen Leichtathletik im Weltvergleich den Gang in die Bedeutungslosigkeit voraus, weil der Talentschwund in der heranwachsenden Computergeneration auf Dauer nicht aufzuhalten sei. Das ist wahrscheinlich, muss aber nicht so kommen.
Über allen Zukunftsgedanken schwebt jedoch immer die Frage der Glaubwürdigkeit. Noch hat die Leichtathletik im Kampf gegen das Doping keine gemeinsame Stimme gefunden und das überragende russische Team in Schweden viel Argwohn hervorgerufen. Es gibt also für alle viel mehr zu tun als schnell zu laufen, zu springen oder zu werfen: Die Deutschen zumindest scheinen das bereits erkannt zu haben. Hans Peter Tipp

Artikel vom 14.08.2006