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Ein kunstvolles Wandbild in Delfter Blau

Pia und Kathrin Köhler gestalten Sennemotive des Künstlers Roland Kündahl im Bezirksamt

Von Annemargret Ohlig
(Text und Foto)
Senne (WB). Im Senner Bezirksamt fügen sich so manche Dinge zusammen - sogar die drei räumlich deutlich voneinander getrennt liegenden Ortsteile Togdrang, Windelsbleiche und Windflöte. In diesem speziellen Fall allerdings auf ausgesprochen künstlerische Art.

Pia und Kathrin Köhler, 18 und 14 Jahre alt, haben nämlich zum Pinsel gegriffen und innerhalb von zwei Tagen für die buchstäbliche »Abrundung« der Renovierungsarbeiten im ersten Stockwerk des Senner Verwaltungsgebäudes an der Windelsbleicher Straße 242 gesorgt.
In aparten Delfter Blautönen haben die beiden Schülerinnen den Hof Niedergassel, den Windelturm und die Spiegelsche Kapelle - stellvertretend für die drei Ortsteile - als 2,50 mal 2,50 Meter großes, rundes Bild auf die Flurwand übertragen. Eine Arbeit, die nicht nur talentierte, ruhige Hände benötigt, sondern ein gehöriges Maß an Ausdauer. Mal mussten Pia und Kathrin auf dem Bauch liegend arbeiten - mal auf der Leiter stehend den Pinsel führend - alles in allem etwa vierzig »Frau-Stunden« lang. Mit dem noch vor Ferienende fertiggestellten Ergebnis sind nicht nur die beiden jungen Damen zufrieden. Auch Bezirksamtsleiter Eberhard Grabe, der die Idee mit dem Wandgemälde hatte, ist begeistert. Ebenso der Senner Künstler und Grafiker Roland Kündahl - der »Vater« des Motivs.
Er hat nämlich die Vorlage für das Wandbild gezeichnet. Ursprünglich allerdings für einen ganz anderen Zweck - für einen neuen Senneteller nämlich. Den wünschen sich sowohl die Senner Bezirksvertreter als auch Ortsheimatpfleger Hans Schumacher schon seit langem. Ein erster Porzellanteller mit der Ansicht der Scherpelschen Mühle von 1900, den der Stadtbezirk zu besonderen Anlässen als repräsentatives Geschenk überreichte, ist seit geraumer Zeit restlos vergriffen.
Weil aber »alle von einem Senneteller träumten«, wie Eberhard Grabe feststellte, habe man Roland Kündahl angesprochen, ob der eine Möglichkeit sähe.... Er sah eine - wie das WESTFALEN-BLATT im Oktober vergangenen Jahres exklusiv berichtete.
Etwa zwei Jahre lang hatte Kündahl über ein Motiv sowie dessen künstlerische Umsetzung nachgedacht und mit Ortsheimatpfleger Schumacher Gespräche geführt. Letztlich vereinte Kündahl in seiner Vorlage den Fachwerkhof Niedergassel mit dem Wasserturm Windel und der Spiegelschen Kapelle. Die Entscheidung für den Hof Niedergassel fiel auch deshalb, weil es die älteste Senner Hofstelle ist, urkundlich bereits 1153 erwähnt. Das einzige Problem des Sennetellers ist die Finanzierung. Die Stadt hat kein Geld und ein Sponsor für das schmucke Stück in Porzellan wurde bisher nicht gefunden.
Da Bezirksamtsleiter Grabe aber meint, dass der Kündahlsche Entwurf zu schade für eine (vorübergehende) Lagerung in einer dunklen Schublade ist und ans Licht der Öffentlichkeit gehört, kam ihm die große, leere Flurwand im ersten Stock des Verwaltungsgebäudes gerade recht. »Der Platz ist wie geschaffen für das Motiv.«
Als zudem Sigrid Köhler, Mitarbeiterin im Bezirksamt, von ihren zeichnerisch talentierten Töchtern erzählte, »klingelte« es bei Grabe. Er ließ bei den Schülerinnen anfragen, ob sie sich in den Sommerferien nicht etwas zu ihrem Taschengeld hinzuverdienen und das Kündahlsche Bild auf die Wand übertragen wollten. Die beiden jungen Damen nahmen dieses Angebot als besondere Herausforderung sofort an. »Das hätte mit uns auch ohne Geld geklappt«, sagt Kathrin, die sich ebenso begeistert an die Arbeit machte wie Schwester Pia.
Der in schwarzer Tusche ausgeführte Originalentwurf wurde zunächst verkleinert und dann per Overhead-Projektor auf die Wand übertragen. Pias und Kathrins Aufgabe war es dann, diesem »Lichtbild« die richtigen Konturen zu geben. Nachdem sich Roland Kündahl in einer Einweisungsstunde vom Talent der beiden überzeugt hatte, ließ er ihnen freie Hand und versorgte sie mit Tipps und künstlerischen Tricks sowie reichlich Farbe in Delfter Blau.
»Sollte es kleine Ungenauigkeiten geben, so ist das unter dem Motto künstlerische Freiheit zu sehen«, meinte er schmunzelnd. Dass die begabten Schülerinnen diese »Freiheit« nicht überstrapaziert, sondern vielmehr zur allergrößten Zufriedenheit Kündahls ihr Werk vollendet haben, zeigte sich gestern: Der Senner Künstler hat das Wandbild selbst signiert.

Artikel vom 10.08.2006