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Finnbahnverein
plötzlich auf der
»Anklagebank«

Anwohner kritisieren Sportprojekt

Von Markus Poch (Text und Foto)
Quelle (WB). Gegenwind ist eine unangenehme Sache und geht besonders Sportlern gegen den Strich. Jetzt bekommt es auch der Finnbahnverein in Quelle damit zu tun: Bei einer Versammlung des Arbeitskreises »Focus« der Queller Gemeinschaft musste das geplante Sportprojekt des Vereins unerwartet harte Kritik einstecken.

25 Anwohner standen im Hotel Büscher verärgert »auf der Matte«, weil sie sich übergangen fühlten. Sie wetterten sowohl gegen Planungsdetails, als auch gegen die Vorgehensweise insgesamt, nicht aber gegen die Ursprungsidee. Andreas Sippel und Mario Arbeiter vom Finnbahnverein sowie Ernst Völcker und Dr. Walfried Vigener von der Queller Gemeinschaft wurden von dieser geballten Ladung an Kritik sichtlich überrascht, fühlten sich zeitweise »wie auf einer Anklagebank.«
Dabei hatte es die Queller Gemeinschaft zu ihrem 25. Geburtstag nur gut gemeint: Die Finnbahn, eine gelenkschonende, rund 760 Meter lange Rindenmulch-Laufstrecke rund um die Oberflächenwasser-Versickerungsanlage im Herzen Quelles, sollte ein Geschenk an die Queller Bürger sein. Sie sollte Laufanfänger für Körperertüchtigung begeistern helfen und Trainingsraum schaffen für Nordic Walker, für Frauen, vielleicht auch für Kindergärten, Schulen, Vereine und Firmen. Die Kosten in Höhe von geschätzten 20 000 Euro sollten über Spenden aufgefangen werden. Zur Realisierung und Instandhaltung wurde Ende 2005 der Finnbahnverein gegründet (das WESTFALEN-BLATT berichtete mehrfach). Selbst die bauordnungs- und bauplanungsrechtlichen Fragen auf dem städtischen Terrain waren bei mehreren Ortsterminen schon zu Teilen geklärt worden.
Doch niemals waren anscheinend die Anwohner gehört worden, und die ließen während der zweistündigen Diskussion ordentlich Dampf ab. Allen voran Andreas Tost (36, Diplom-Wirtschaftsmathematiker) und Dirk Wegener (39, Diplom-Ingenieur) vom Traberweg: Sie befürchten für die eigenen und benachbarten Familien eine allgemeine Minderung der Wohnqualität durch erhöhtes Lärmaufkommen bei Wettbewerben und Veranstaltungen. Sie befürchten ein erhöhtes Aufkommen an Müll und Scherben, eine Überlastung der Wohnstraßen durch Sporttreibende von außerhalb, mehr Belästigung durch Jugendgruppen, die sich von beleuchteten Bänken angezogen fühlen könnten, eine Einschränkung in der Bewegungsfreiheit auf dem schmalen Waldweg, der in die Finnbahn einbezogen werden soll. Andere ungehaltene Anlieger meinten, in Quelle gebe es bereits reichlich Laufstrecken. Man solle besagte 20 000 Euro lieber ins Freibad oder in einen vernünftigen Spielplatz investieren. Das Finnbahnprojekt sei derart unausgegoren, dass es generell überdacht werden müsse.
»Bis heute ist nicht die Spur eines Bauantrages gestellt«, sagte Andreas Sippel. Es gebe auch noch keine Konzepte, sondern nur einige Ideen. »Aber wir werden unsere Vorschläge überdenken und die Kritik bei der nächsten Vorstandssitzung der Queller Gemeinschaft besprechen.«
Auf Seiten der Anwohner kursiert derweil eine Liste, in die sich Finnbahn-Gegner eintragen können. »Wir werden noch etwas warten, bevor wie die politischen Parteien einschalten«, betont Andreas Tost. »Wir wollen das Engagement der Queller Gemeinschaft um ein sportliches Angebot nicht in Frage stellen, aber hier schießt sie übers Ziel hinaus.«

Artikel vom 10.08.2006