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PFT in der Muttermilch

Verdächtiger Dünger auch im Kreis Gütersloh entdeckt


Arnsberg/Gütersloh (WB/mdel/dpa). Die auf Feldern in Arnsberg und in den Kreisen Paderborn und Gütersloh gefundene Industriechemikalie PFT ist jetzt auch in hoher Konzentration in Muttermilch entdeckt worden.
Dies ist das Ergebnis einer Pilotstudie des Niedersächsischen Landesgesundheitsamtes (NLGA), die unabhängig von den jüngsten PFT-Funden im Trinkwasser des sauerländischen Arnsberg erfolgt war. »Die Untersuchung zeigt, dass diese Stoffe auch in der Muttermilch angekommen sind«, sagte der Toxikologe der Hannoveraner Behörde, Klaus-Michael Wollin. Auch in Nordhessen werden derzeit Felder und Gewässer in den Kreisen Kassel und Waldeck-Frankenberg auf eine mögliche Verschmutzung mit der als gesundheitsschädlich eingestuften Industriechemikalie untersucht.
Perfluorierte Tenside (PFT) werden zur Imprägnierung von Stoffen und Papier gegen Fett und Wasser verwendet. Die Studie belegt nach Einschätzung der Wissenschaftler, dass sich der Schadstoff im menschlichen Körper anreichere. Die in der Muttermilch-Untersuchung nachgewiesene akkumulierte PFT-Konzentration liegt mit 4,1 bis 12,4 Nanogramm pro Milliliter um das 8- bis 24-fache über dem für Trinkwasser festgesetzten Vorsorgewert von 0,5 Mikrogramm pro Liter. Ab diesem Wert soll laut Umweltbundesamt Wasser vorsorglich nicht mehr zur Zubereitung von Babynahrung genutzt werden. Für die Studie wurde die Muttermilch von 103 Frauen aus Niedersachsen untersucht. Möglicherweise wurden bis zu 1000 Felder in NRW, Hessen und Niedersachsen mit dem Dünger »Terra Farm« belastet, der die Industriechemikalie enthielt. Nach Auskunft der Bezirksregierung Detmold wurde der verdächtige Dünger in Ostwestfalen-Lippe in den Jahren 2004 bis 2006 auf 310 Hektar ausgebracht. Hauptbetroffener ist mit 160 Hektar der Kreis Paderborn. In Trinkwasserproben war dort aber keine PFT-Belastung gefunden worden. Nur in Bodenproben konnte eine geringe Konzentration nachgewiesen werden.
45 Hektar sind im Kreis Gütersloh betroffen. Auf zehn Flächen sind laut Kreisverwaltung 1100 Tonnen des Düngers verstreut worden. In Zusammenarbeit mit der Bezirksregierung wird jetzt ermittelt, ob öffentliche Trinkwasserversorgungsanlagen und private Brunnen in den betroffenen Gebieten angesiedelt sind.

Artikel vom 10.08.2006