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Apotheker sehen Gesetz gebrochen

DocMorris-Urteil mit Empörung aufgenommen

Von Edgar Fels
Paderborn/Bielefeld (WB). »Dieses Urteil hat deutsches Recht gebrochen.« Der Paderborner Apotheker Klaus Michels reagierte gestern wie viele seiner Kollegen mit Empörung auf das »DocMorris«-Urteil.

»Das Apothekergesetz wird nicht eingehalten. Das bereitet mir große Sorgen«, sagte Michels, der auch stellvertretender Vorsitzender des Apothekerverbandes Westfalen-Lippe ist, gestern dieser Zeitung. Seinen Protest hatte er bereits vor etwa drei Wochen in einem Brief an Bundespräsident Horst Köhler, Bundeskanzlerin Angela Merkel und den saarländischen Ministerpräsidenten Peter Müller zum Ausdruck gebracht. Gemeldet habe sich bisher nur das Büro von Kanzlerin Merkel. Allerdings sei die Antwort enttäuschend ausgefallen. Michels: »Mein Brief wird als parteipolitisches Schreiben gewertet und wurde daher an die CDU-Parteizentrale weitergeleitet.« Angst vor einem härter werdenden Wettbewerb habe er nicht, betonte Michels. »Wir werden uns der Herausforderung stellen.«
Als »schlimmes Urteil« bezeichnete der Sprecher der Bielefelder Apotheken, Kersten Hartmann, die Entscheidung des Landgerichts Saarbrücken. Hartmann befürchtet, dass Kapitalgesellschaften nur auf die Chance lauern, in Deutschland Apotheken betreiben zu dürfen. »Wenn DocMorris das darf, werden auch andere dieses Recht für sich in Anspruch nehmen.« Darunter könnte auch die Vielfalt des Medikamentenangebotes leiden. Für die Verbraucher könnten die Medikamente zwar zunächst auch billiger werden - DocMorris bietet immerhin Nachlässe von bis zu 30 Prozent - räumt Hartmann ein. »Langfristig wird der Verbraucher aber der Verlierer sein.«

Artikel vom 10.08.2006