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Lauschangriff
auf Königshaus

Drei Festnahmen in England

London (dpa). Im britischen Königshaus gibt es eine neue Abhöraffäre. Wegen des Verdachts, in der Umgebung von Thronfolger Prinz Charles illegal Telefongespräche abgehört zu haben, nahm Scotland Yard drei Männer vorläufig fest.

Darunter befindet sich auch ein Journalist einer großen britischen Sonntagszeitung, der gestern verhört wurde. Ermittelt wird unter anderem, ob persönliche Botschaften auf Handy-Mailboxen von außen abgefragt wurden. Das Königshaus war früher schon mehrfach Lauschangriffen ausgesetzt.
Die Ermittlungen kamen nach Angaben von Scotland Yard bereits Ende vergangenen Jahres in Gang, nachdem sich drei Angestellte von Clarence House - der offiziellen Residenz von Prinz Charles mitten in London - darüber gewundert hatten, dass mehrfach Details aus internen Gesprächen an die Öffentlichkeit gelangten.
Aus Sorge vor einer möglichen Sicherheitsgefahr wurde die Anti-Terror-Abteilung von Scotland Yard mit den Ermittlungen betraut.
Unklar blieb zunächst, ob die Telefone der königlichen Familie direkt angezapft wurden oder nur Mitarbeiter das Ziel von Lauschangriffen waren. In Clarence House halten sich außer dem Thronfolger und seiner zweiten Ehefrau Camilla auch seine beiden Söhne William und Harry regelmäßig auf.
Scotland Yard sprach von »wiederholten Verstößen gegen die Sicherheit in Telefonnetzen über einen bedeutenden Zeitraum«.
Das Königshaus selbst wollte sich mit Hinweis auf die laufenden Ermittlungen nicht näher zu den Vorfällen äußern.
Bei der Aufklärung arbeitet die Polizei eng mit unterschiedlichen Telefonfirmen zusammen. Dabei stießen die Ermittler auch auf andere möglicherweise abgehörte Handy-Nummern, die von Politikern sowie Prominenten aus Sport und Unterhaltung stammen. Premierminister Tony Blair sei jedoch nicht Ziel einer Lausch-Attacke gewesen, hieß es. Ansonsten wurde keine Namen genannt.
Bei den Festgenommenen handelt es sich um drei Männer im Alter von 35, 48 und 50 Jahren. Einer von ihnen ist der langjährige Hofberichterstatter des auflagenstarken Sonntagsblattes »News of the World«. Die Zeitung gehört zum Verlag News International, der im Besitz des Verlegers Rupert Murdoch ist. Im Londoner Verlagssitz wurden auch Büros durchsucht. Das Blatt hat schon des öfteren selbst Schlagzeilen wegen seiner Methoden gemacht.
Im britischen Königshaus waren schon mehrfach Telefongespräche von außen abgehört worden. Auch Prinz Charles war selbst schon Opfer von Lauschangriffen, als noch während der Ehe mit Diana intime Details aus Gesprächen mit seiner damaligen Geliebten Camilla Parker Bowles an die Öffentlichkeit kamen.
Auch seine inzwischen verstorbene erste Ehefrau musste hinnehmen, dass der Inhalt von privaten Telefongesprächen später in der Zeitung stand.

Artikel vom 10.08.2006