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Jens Voigt rollt auf der
Welle der Begeisterung

Tour-Triumph: Einer der schönsten Tage im Leben

Karlsruhe(dpa). Der 50. Sieg des Radprofis Jens Voigt war zugleich der wichtigste Karriere-Erfolg des 34-Jährigen: Der CSC-Profi gewann zum ersten Mal die Deutschland-Tour und glänzte dabei durch erstaunliche Vielseitigkeit.
Die Schlussetappe der Neun- Tage-Tour über insgesamt 1358 Kilometer sicherte nach 172,1 Kilometern in Karlsruhe im Massensprint der Australier Graeme Brown, der seinen zweiten Etappensieg feierte. Wie in Bad Tölz zog auch diesmal Erik Zabel auf Rang zwei den Kürzeren. Der 36- Jährige aus Unna konnte sich aber wenigstens mit dem zum sechsten Mal errungenen Sprinter-Trikot trösten. 162 Fahrer erreichten das Ziel. Dort jubelte Voigt: »Das war einer der schönsten Tag meines Lebens. Ich habe den Enthusiasmus der Zuschauer gespürt und bin auf der Welle der Begeisterung gefahren. Besser geht es nicht.«
Voigt, der schon den Giro und die Tour de France in den Beinen hat, fuhr »in der Form seines Lebens«, wie Zabel den Träger des Gelben Trikots beurteilte. Der in Berlin lebende Mecklenburger, der drei Etappen gewann, profitierte von der Verkürzung und Entschärfung der ersten Bergetappe wegen eines Unwetters. Außerdem offenbarte Voigt auf dem Weg ins Skiparadies St. Anton bei seinem überraschenden Tagessieg vor dem Vorjahres-Gewinner Levi Leipheimer (USA) die Qualitäten eines ausgemachten Berg-Spezialisten. Einen Tag später wuchs der starke Zeitfahrer auch im Kampf gegen die Uhr über sich hinaus und verwies den Experten Laszlo Bodrogi in die Schranken.
Voigt war beim Prestige trächtigsten Rennen auf deutschem Boden der große Gewinner, T-Mobile wie im Vorjahr der große Verlierer. Die mit viel Hoffnungen gestarteten Linus Gerdemann (56.) und Patrik Sinkewitz (34.), Sieger der Deutschland-Tour vor zwei Jahren, gingen in den Bergen sang- und klanglos unter: Kein Etappensieg, kein Trikot - nichts. Der scheidende Manager Olaf Ludwig schob den Misserfolg auch auf die Stimmung in der Mannschaft. »Die Unsicherheit bei allen war sehr groß«, meinte der Ex-Profi, der den Umwälzungen bei den Bonnern als Reaktion auf den Fall Ullrich am 31. Oktober durch Kündigung zum Opfer fällt.
Der nationale Konkurrent Gerolsteiner konnte dagegen zufrieden sein, obwohl der in der kommenden Saison für Discovery Channel fahrende Leipheimer diesmal in der Endabrechnung mit Rang zwei 1:38 Minuten hinter Voigt zufrieden sein musste. »Ein Etappensieg durch Levi, zweite Plätze durch Stefan Schumacher und Leipheimer, das Bergtrikot von Sebastian Lang und die Team-Wertung - das ist mehr, als nach der Tour de France zu erwarten war«, freute sich Team-Manager Hans-Michael Holczer.
Eine zufrieden stellende Bilanz zogen auch die Veranstalter, deren Tour durch Fernseh-Zusagen gesichert scheint. Die D-Tour 2007 findet vom 8. bis 16. August statt und startet in Saarbrücken. Ziel ist wahrscheinlich Dresden.

Artikel vom 10.08.2006