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Kulturförderung

Es zählt nicht nur Bayreuth


Die große Kunst wird unterstützt, die kleine Kunst fällt durch den Rost. So sieht die Kulturförderung in Deutschland aus. Weil sie wegen der angespannten Kassenlage sparen müssen, setzen die Bundesländer und Kommunen dort den Rotstift an, wo es am einfachsten geht.
Nachwuchskünstlern und Ateliers wird der Geldhahn zugedreht, die Zeitverträge von Museumspädagogen werden nicht verlängert, und die Zahl der Stipendien verringert sich von Jahr zu Jahr. Das geschieht fast lautlos, denn Kleinkünstler haben im Gegensatz zu Theatern und Orchestern keine Lobby.
Zu Recht befürchtet der Deutsche Kulturrat eine Verarmung der Szene, wenn freie Ensembles aufgeben und Kleinkunststätten schließen müssen, weil ihnen aus eigener Kraft das Überleben nicht länger gelingt. Bund, Länder und Stiftungen sollten ihr Verständnis von Kultur überdenken: Kultur ist mehr als Bayreuth und Salzburg, mehr als Brechts »Dreigroschenoper« und mehr als spektakuläre Ausstellungen wie Caspar David Friedrich in Essen oder Canossa in Paderborn. Kultur ist gerade auch Straßentheater, Clownerie auf Marktplätzen und das gemeinsame Malen von Künstler und Schülern in der Aula. Davon darf es ruhig etwas mehr sein. Dietmar Kemper

Artikel vom 12.08.2006