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Arbeitszeitmodell trägt Früchte

Gewinnsprung bei Westag & Getalit - Holzinger macht ein Jahr weiter

Von Edgar Fels
Rheda-Wiedenbrück (WB). Pedro Holzinger blickte gestern in zufriedene Aktionärsgesichter. Pünktlich zur Hauptversammlung gab der Vorstandschef des börsennotierten Baustoffzulieferers Westag & Getalit glänzende Geschäftszahlen für das erste Halbjahr bekannt.

So kletterte der Gewinn vor Steuern trotz gestiegener Rohmaterialpreise um mehr als das Zweifache von 1,5 auf 5,1 Millionen Euro. Auch der Jahresüberschuss machte von 0,9 auf 3,1 Millionen Euro einen kräftigen Sprung. Den Umsatz steigerte das Unternehmen aus Rheda-Wiedenbrück um 15,4 Prozent auf 95,4 Millionen Euro. Holzinger räumte allerdings ein, dass das Vorjahreshalbjahr mit 82,6 Millionen Euro relativ schwach ausgefallen war.
Zugpferd für das Wachstum war erneut der Export, wobei es in allen drei Sparten - Türen/Zargen, Sperrholz/Schalung und Laminate/Elemente - ein Umsatzplus im zweistelligen Prozentbereich gab. Die Exportquote von derzeit gut 20 Prozent soll auf 30 Prozent ausgebaut werden. »Türen/Zargen« ist mit knapp 39 Millionen Euro die umsatzstärkste Sparte.
Grundlage des Erfolgs sei das seit Januar praktizierte Arbeitszeitmodel, das flexible Arbeitszeiten zwischen 32,5 und 42,5 Wochenstunden zulasse, erklärte Holzinger. Im Jahresdurchschnitt arbeiteten die derzeit 1187 (Vorjahr: 1209) Beschäftigten in den Werken in Rheda-Wiedenbrück und Wadersloh 38 Stunden pro Woche, wobei drei Stunden pro Woche unentgeltlich geleistet würden.
Dafür erhielten die Mitarbeiter einen Schutz gegen betriebsbedingte Entlassungen sowie bei entsprechend guten Firmenerträgen einen Bonus, der in Form von Benzingutscheinen ausgegeben wird. Ferner konnten sie Vorzugsaktien der AG zum Vorzugspreis kaufen. Die Aktie stieg seit Jahresbeginn um mehr als 40 Prozent. Im Mai erhielten die Mitarbeiter eine »freiwillige Lohn- oder Gehaltserhöhung« von 1,5 Prozent. Viel wichtiger sei jedoch, wie Holzinger gestern vor Aktionären betonte, dass durch die gestiegene Konkurrenzfähigkeit die Arbeitsplätze wieder sicherer geworden seien. »Vor einem Jahr standen wir noch vor der Frage nach betriebsbedingten Entlassungen. Heute sieht das Thema ganz anders aus. Darüber freuen wir uns.«
Auch für das Gesamtjahr ist Holzinger optimistisch und hält einen Umsatz von 200 (2005: 173,4) Millionen Euro und einen Vorsteuergewinn von zehn bis 12 Millionen Euro für möglich. Festlegen mochte er sich aber nicht: »Die weiter steigenden Rohstoffpreise, insbesondere bei Spanplatten, bereiten uns Sorgen.«
Der 66-jährige Holzinger wird noch ein Jahr Vorstandssprecher bleiben. Sein designierter Nachfolger ist Bernhard Wenninger (40), seit 1. Juli Vorstandsmitglied. Wenninger war zuvor beim Autozulieferer Reum tätig.
Aktionäre erhalten eine Dividende von 0,48 Euro (Stammaktie) oder 0,54 Euro (Vorzugsaktie).

Artikel vom 09.08.2006