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Wechselbad
der Gefühle

Ehekrieg zwischen Vaughn und Aniston

In der turbulenten Beziehungskomödie »Trennung mit Hindernissen« entfaltet der amerikanische Regisseur Peyton Reed (»Girls United«, »Down with Love«) einen handfesten Rosenkrieg, der Schritt für Schritt eskaliert: verbissen, verletzend, verlustreich.

Träge lässt sich der behäbige Touristenführer (Vince Vaughn) nach dem ausgiebigen Dinner auf das Sofa fallen. Gebannt verfolgt er eine Sportsendung im Fernsehen, während seine Freundin (Jennifer Aniston) in der Küche vor einem riesigen Berg aus schmutzigem Geschirr steht. Als er keinerlei Interesse zeigt, ihr zu helfen, bricht zwischen ihnen ein völlig banaler Streit aus, der jedoch ungeahnte Folgen hat.
Die Idee zu der flotten Unterhaltungskomödie »Trennung mit Hindernissen« stammt von dem Hauptdarsteller Vaughn (»Die Hochzeits-Crasher«, »Mr. & Mrs. Smith«). »Mir sind als Schauspieler immer wieder Rollen in romantischen Komödien angeboten worden«, sagt Vaughn. »Doch diese Filme entsprechen nicht meinem Geschmack, weil die Menschen darin stets perfekt sind und merkwürdigen Handlungssträngen folgen, wie beispielsweise in sechs Tagen eine Freundin finden zu müssen.« Stattdessen zog er es vor, ein Paar aus einem ganz anderen Blickwinkel zu beleuchten. »Ich wollte eine Geschichte über den Niedergang einer Beziehung erzählen, die voller unerwarteter Wendungen steckt.«
Für Vaughn stand von Anfang an fest, dass er selbst die männliche Hauptrolle in diesem Film spielt. Schon im Drehbuchstadium war Aniston die Einzige, die er sich dafür als Filmpartnerin vorstellen konnte. In »Trennung mit Hindernissen« durchlebt die Protagonistin ein permanentes Wechselbad der Gefühle, das von Wut, Traurigkeit und Enttäuschung, aber auch von Sehnsucht, Zuneigung und Hoffnung geprägt ist.
Während die attraktive Galerie-Angestellte ihren Partner mit ständig wechselnden Verehrern zu provozieren versucht, zerrt er an ihrem Nervenkostüm, indem er mitten im Wohnzimmer einen riesigen Billardtisch aufstellt und dort mit seinen Freunden lautstarke Partys feiert.
In »Trennung mit Hindernissen« bedient sich Reed unverhohlen bewährter Klischees, um den stereotypen Beziehungsalltag des ungleichen Paares in einen erbitterten Geschlechterkampf abdriften zu lassen.
Diese tragikomische Beziehungskomödie kann es jedoch weder an Witz noch an Einfallsreichtum oder Glaubwürdigkeit mit Danny DeVitos legendärem »Rosenkrieg« aufnehmen. Rigoros zementiert der Regisseur das Männerbild des plumpen, baseballbegeisterten Durchschnittsamerikaners, der über so wenig Sensibilität verfügt, dass ihm sogar die zaghaften Versöhnungsversuche seiner verzweifelten Freundin komplett verborgen bleiben.
Mit geradezu kindischer Naivität genießt er zwischen Bierflaschen und Bowlingbahn die neu gewonnene Freiheit, was eine ganz zentrale Frage aufwirft: Was hat diese feinfühlige Kunstkennerin überhaupt an diesem Mann gefunden?

Artikel vom 10.08.2006