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Goldauflage
schimmert
wieder heller

Schildescher Altar wird restauriert


Von Elke Wemhöner und
Carsten Borgmeier (Fotos)
Bielefeld/Paderborn (WB). Die Säuberung ist nahezu abgeschlossen, jetzt arbeiten die Paderborner Restauratoren an der Sicherung des Schildescher Schnitzaltars. Für die Ev. Stiftskirchengemeinde gibt es gute Aussichten, dass das historische Kunstwerk zum Weihnachtsfest wieder an seinem Platz steht.
Einen ganzen Berg von Watte hat Restauratorin Tatjana Schirrmacher schon verbraucht. Auf Peddigrohrstäbchen zu kleinen Tampons gedreht, ist die Watte das ideale »Putzzeug«. Kurz in Cyclohexanol getaucht, bindet sie alle überflüssigen Partikel auf der Goldauflage. Ein scharfer Blick, eine ruhige Hand und Erfahrung sind notwendig, um das gewünschte Ergebnis zu erzielen und schadhafte Stellen nicht zu vergrößern.
Zweiter Schritt nach dem Säubern: Sichern. Die zahlreichen Löcher in den Holzfiguren zeigen an, wo die Holzwurm-Larven ausgeflogen sind. Sie werden alle mit Spezialharz verschlossen. Das hat den Vorteil, dass man auch kontrollieren kann, ob bei der im Frühjahr vorgenommen Wärmebehandlung in Lippstadt auch alle Schädlinge vernichtet wurden. Zum Sichern gehört auch, schadhafte Pilaster oder Lisenen (Längsstreben der Kassettenverzierung) mit einem Kunstharz zu härten. Einige Streben, so erklärt Böddeker werden nur noch von der Goldauflage zusammengehalten,weil die gefäßigen Larven ganze Arbeit geleistet haben. Wer am Gold kratzt, dem bröseln die Holzfasern entgegen.
Dritter Schritt - das Zusammensetzen der zahlreichen Einzelteile einmal nicht mitgerechnet - ist das Ausbessern oder Retuschieren. Soll, muss oder darf an Marias goldenem Gewand eine schadhafte Stelle ausgebessert werden? Eine Frage, bei der das Westfälische Amt für Denkmalpflege in Münster das entscheidende Wort spricht. Und wenn die Fachleute eine Ausbesserung tolerieren können oder eventuell befürworten, muss über die Kosten nachgedacht werden.
Pfarrer Hermann Rottmann und Kirchmeisterin Christa Bublitz als Vertreter der Evangelischen Kirchengemeinde Schildesche waren sich gestern beim Ortstermin einig: »Wir dürfen nicht am falschen Ende sparen.« Und die Gemeinde erwarte eine optische Verbesserung durch die Restaurierung.
50 000 Euro stehen für das Projekt »Altarrestaurierung« zur Verfügung; aufgebracht von der Gemeinde (30 000 Euro) und der Ev. Stiftung (20 000 Euro). Die Stiftungs-Vertreter, Pastorin i.R. Ilse Bohm und Klaus-Peter Johner, lauschten konzentriert den Erklärung von Restaurator Jürgen Böddeker, derweil Klaus-Dieter Kihnert die Viedokamera für den Heimatverein Schildesche laufen ließ. Alle Schritte der Restaurierung sollen sorgfältig dokumentiert werden.

Artikel vom 10.08.2006