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Die Sprache des Körpers

Theaterlabor ist erstmals Ausrichter einer Sommerakademie

Von Uta Jostwerner
und Hans-Werner Büscher (Foto)
Bielefeld (WB). Als Ausrichter des Theaterfestivals 360รป hat sich das Theaterlabor in den vergangenen Jahren einen Namen gemacht. Nun tritt das Freie Theater erstmals als Veranstalter einer Sommerakademie in Erscheinung, die ebenso international ausgerichtet wie hochkarätig besetzt ist.

»Bodyvoice«, so der Name der Akademie, ist der Abschluss eines dreiteiligen europäischen Theaterprojekts, das den praktischen und theoretischen Austausch zwischen Theatern aus Deutschland (Theaterlabor), Polen (Teatr ZAR), der Tschechischen Republik (Farma v jeskyni) und darüber hinaus ermöglicht.
Begonnen hat die Sommerakademie bereits Ende Juli in Wroclaw (Polen). Seit dem gestrigen Mittwoch setzen die 22 Teilnehmer aus neun Ländern ihr Körper- und Stimmtraining im Bielefelder Theaterlabor fort. Theaterleiter Siegmar Schröder freut sich, dass für den Arbeitsschwerpunkt Körperarbeit und Bewegungsdramaturgie namhafte Dozenten wie Ismael Ivo, Tage Larsen und Yoshi Oida gewonnen werden konnten.
Ismael Ivo arbeitete eng mit dem deutschen Tanztheaterchoreografen Johann Kresnik und dem Japaner Ushio Amagatsu zusammen. Diese unterschiedlichen Erfahrungen verschmelzen mit seinen afrikanisch-brasilianischen Wurzeln. »Unter anderem zeichnet Ivo als künstlerischer Leiter der Tanzwochen Wien und der Sektion Tanz der Biennale in Venedig verantwortlich«, verdeutlicht Schröder.
Yoshi Oidas Wurzeln liegen in der Traditon des japanischen No-Theaters. 1968 kam er nach Paris, wo er sich Peter Brook anschloss und führender Schauspieler in dessen Ensemble wurde. In seiner pädagogischen Arbeit befasst sich Yoshi Oida mit der bewussten Entwicklung von Stimme und Körper, wie sie in der japanischen Kultur praktiziert wird. Stimme und Bewegung haben für Yoshi Oida eine geheime Kraft, über die Wörter nicht verfügen.
Tage Larsen schließlich, Theatermann aus Dänemark und am Odin Teatret beheimatet, geht in seiner Arbeit von Texten aus, denen sich die Schauspieler in einer körperbetonten Annäherung erarbeiten.
»Die Resonanz war unglaublich gut. Wir mussten sogar Leuten absagen«, betont Schröder und verweist auf Teilnehmer aus den USA, England, Belgien, der Schweiz, Italien, Spanien, Polen, Kraotien, Luxemburg und Deutschland. Attraktiv für Schauspieler, Tänzer und Theaterpädagen ist die Sommerakademie nicht nur durch die in der Theaterszene hochgeschätzten Dozenten. »Durch die Projektförderung von der Gerneraldirektion Bildung und Kultur der EU konnten wir die Sommerakademie auch zu günstigen Konditionen anbieten«, sagt Schröder.
Selbst finanziell profitieren wird das Theaterlabor von dem Projekt nicht. Der ideelle Nutzen, die künstlerische Etablierung und Verflechtung, wiegt dafür umso stärker. Und auch die Öffentlichkeit hat etwas von der Sommerakademie. Am Dienstag, 22. August, 20 Uhr, präsentieren die Teilnehmer die Ergebnisse ihrer Arbeit in einer von Siegmar Schröder zusammengestellten Collage. Der Besuch ist kostenlos.

Artikel vom 10.08.2006