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Lippe freut sich auf die Pechvögel und Außenseiter der Handball-WM

Neun Spiele in vier Tagen bei der Premiere des »Presidents Cup« im Januar kommenden Jahres: »Hier soll eine große Party stattfinden«

Von Hans Peter Tipp
Lemgo (WB). Ostwestfalen-Lippe ist Handball-Land. Was in Deutschland längst die Runde gemacht hat, soll nun während der Weltmeisterschaft vom 19. Januar bis 4. Februar 2007 endlich die ganze Welt erfahren.

Nachdem für die WM insgesamt 150 000 Karten und für das Gerry Weber Stadion in Halle schon 25 000 Tickets verkauft worden sind, beginnt heute in der Geschäftsstelle des Bundesligisten TBV Lemgo der Vorverkauf für die WM-Begegnungen in der Lipperlandhalle in Lemgo.
Hier wird im zweiten Turnierabschnitt (24. bis 27. Januar) erstmals um den so genannten »Presidents Cup« gespielt - eine Art Edel-Trostrunde. Zu sehen sind jene Mannschaften, die am Ende der Vorrunde den undankbaren dritten Platz einnehmen, der sie aus dem Kampf um die Medaillen ausschließt.
Eine Mini-WM der Exoten ist es aber dennoch nicht: Der »Presidents Cup« ist ein »Cup der guten Hoffnung« für die Team der zweiten Reihe. Das können die Außenseiter, aber auch auch die Pechvögel der Vorrunde sein. Ostwestfalens WM-Botschafter Volker Zerbe erwartet beispielsweise Ukraine, Ägypten, Südkorea und Brasilien in Lippe - Mannschaften, die schon oft genug die Deutschen geärgert haben und somit für gehobene Handball-Qualität stehen.
»Wir sehen den ÝPresidents CupÜ als eine Art Entwicklungshilfe. Unser Verband hat auch eine Fürsorgepflicht gegenüber den anderen Nationen, die ja sonst nach wenigen Tagen wieder nach Hause fahren müssten«, sagt DHB-Vizepräsident Horst Bredemeier und wünscht sich: »Hier in Lemgo soll eine große Handballparty stattfinden. Dabei geht es nicht darum, den letzten Euro für den DHB einzunehmen.« Ganz im Gegenteil: Der größte Handballverband der Welt legt sogar drauf, um den Verlierern der Vorrunde das ein oder andere Erfolgserlebnis zu bescheren.
Mit neun »Präsidenten-Spielen« ist Lemgo sogar der Spielort mit den meisten WM-Begegnungen. Darauf ist man stolz, wie Landrat Friedel Heuwinkel betonte: »So etwas hat das kleine Lipperland in seiner 800-jährigen Geschichte noch nicht erlebt. Eine bessere Werbung für unsere Region können wir gar nicht bekommen.«
Alle Mannschaften sind rund um die Spiele vor Ort und wohnen in Bad Salzuflen oder in Blomberg. Die Heimatländer der beteiligten Handball-Länder sollen sich zudem rund um den Spielort Lemgo touristisch präsentieren dürfen, so dass aus dem Wettkampf ein echtes Volksfest werden könnte.
Bei so viel Vorfreude könnte man fast vergessen, dass im Lemgo lediglich die WM-Platzierungen 13 bis 18 ausgespielt werden. Ein Handball-Erlebnis mit ausverkauften Rängen soll es trotzdem werden. »Wir gehen davon aus, dass alle 17 600 Tickets abgesetzt werden«, sagte TBV-Manager Fynn Holpert, der überdies plant, per public viewing die WM-Begegnungen der deutschen Nationalmannschaft in Lemgo zu zeigen.

Artikel vom 09.08.2006