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Voigt vor Gesamtsieg

Deutschland-Tour: Tief gestapelt - hoch gewonnen

Von Sören Voss (Texte und Foto)
Bad Säckingen (WB). Einen Monat vor seinem 35. Geburtstag hat Jens Voigt den größten Erfolg seiner Radsportkarriere gefeiert: Nach dem Sieg im Einzelzeitfahren ist dem Berliner die Gesamtwertung der Deutschland-Tour fast nicht mehr zu nehmen.

Auf dem letzten Teilstück geht es heute von Bad Krozingen nach Karlsruhe nur noch um den Etappensieg, weil auf dem tellerflachen Kurs für das Schlussklassement keine wesentlichen Abstände zu erwarten sind.
Im gestrigen Zeitfahren vergrößerte Voigt seine Gesamtführung sogar überraschend noch einmal. Im Vorfeld hatte der CSC-Star, der sich selbst als »notorischen Tiefstapler« bezeichnet, noch seiner Konkurrenz die Favoritenrolle zugeschoben.
Auf dem 38,2 km langen Rolleur-Kurs von Bad Säckingen hingegen gab es keine Zweifel. Das Energiebündel fuhr die Konkurrenz in Grund und Boden und gewann in 45:03 Minuten mit mehr als einer Minute Vorsprung vor dem Ungarn Laszlo Bodrogi (Credit Agricole/46:06). Der drittplatzierte Erfurter Sebastian Lang (Gerolsteiner/46:08) musste wie bereits in den Kämpfen gegen die Uhr bei der Tour de France mit einem Ehrenplatz vorlieb nehmen.
»Ich war super motiviert. Das war vielleicht meine letzte Chance, einmal die Deutschland-Tour zu gewinnen. Deshalb habe ich alles rausgeschmissen, was ich hatte«, strahlte Voigt, der bei der achten Etappe seinen dritten Tageserfolg feierte. Schon bei den Zwischenzeiten hatte der dreifache Familienvater nahezu uneinholbar in Führung gelegen: »Ich wusste: Wenn jetzt nicht mein Rad explodiert, schaffe ich es. Aber das flache Profil kam mir auch entgegen.«
Von der Presse wurde der designierte Gesamtsieger mit Applaus empfangen. Eine unübliche Geste, die jedoch zeigt, dass der sympathische Berliner auf dem Weg zu einem Ullrich-Nachfolger ist.

Artikel vom 09.08.2006