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Ein furisoser Endspurt:
Fitschen schockt Favoriten

Gold-Triumph des Wattenscheiders nach 10 000 Metern

Göteborg (dpa). Gold-Junge Jan Fitschen hat den deutschen Leichtathleten bei den Europameisterschaften in Göteborg sensationell den zweiten Titel beschert. Der 29 Jahre alte Wattenscheider düpierte im 10 000-Meter-Finale die gesamte Konkurrenz und überrumpelte auf der Zielgeraden auch noch die spanischen Favoriten.

In 28:10,94 Minuten stürmte der deutsche Meister ins Ziel und riss die Arme hoch: Unglaublich, aber wahr! 24 Stunden nach dem Coup von Kugelstoßer Ralf Bartels feierten die Deutschen ihren zweiten Europameister. »Ein Lauf mit historischer Bedeutung«, schwärmte DLV-Präsident Clemens Prokop.
Francis Obikwelu ist der schnellste Mann Europas. Der in Nigeria geborene Portugiese verteidigte seinen am grünen Tisch »gewonnenen« Titel über 100 Meter und machte damit den ersten Schritt zum erhofften goldenen Double. In der europäischen Jahresbestzeit von 9,99 Sekunden verwies der Olympia-Zweite den Russen Andrej Jepischin (10,10) und den Überraschungs-Dritten Matic Osovnikar aus Slowenien (10,14) auf die weiteren Podestplätze. Der deutsche Meister Ronny Ostwald aus Wattenscheid wurde in 10,38 Sekunden Achter. Letzter deutscher 100-m-Sprinter in einem EM-Finale war 1994 in Helsinki Marc Blume als Sechster.
In der ersten Entscheidung ging für den einzigen deutschen Geher überhaupt nichts: Der Berliner André Höhne konnte auf den regennassen Straßen nur zu Beginn der 20 Kilometer mithalten. Nach fünf Kilometern war der WM-Vierte noch Zweiter, dann wurde er auf Platz elf durchgereicht (1:24:35). Der Spanier Francisco Fernandez verteidigte in 1:19:09 Stunden seinen Titel.
Europameister im Weitsprung wurde der italienische Favorit Andrew Howe mit 8,20 Meter. Den goldenen Hammerwurf landete Russlands Weltrekordlerin Tatjana Lysenko: Die Favoritin war mit 76,67 m eine Klasse für sich.
Mit nur einem Wurf hatte Diskus-Weltmeisterin Franka Dietzsch am Vormittag das Finale gebucht und ihre Titel-Ambitionen untermauert. Die 38-Jährige vom SC Neubrandenburg übertraf mit 65,93 m die geforderte Qualifikations-Norm auf Anhieb um fast fünf Meter. »Das war gut, und ich hoffe, es wird am Donnerstag noch besser. Mit 66 Metern kann man sicher eine Medaille gewinnen«, sagte die deutsche Gold-Hoffnung.
Dagegen ist der Medaillen-Traum von Betty Heidler schon vorbei: Mit 70,89 Metern belegte sie im Hammerwerfen Platz fünf. Der Sieg ging an die Russin Tatjana Lysekenko (76,67)
Mit 46 Jahren und 89 Tagen feierte Lauf-Legende Merlene Ottey ein bemerkenswertes EM-Debüt. Die gebürtige Jamaikanerin, die seit 2002 für Slowenien sprintet, stellte im Vorlauf über 100 Meter in 11,41 Sekunden ihren Ü45-Weltrekord ein und steht bereits im Halbfinale. »Ich liebe es zu rennen. Ich genieße das Gefühl. Vielen Dank für den warmherzigen Empfang«, sagte die älteste Athletin der Titelkämpfe.

Artikel vom 09.08.2006