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Bartels liefert ein
Drama in sechs Akten

Im letzten Versuch auf den Kugel-Thron

Göteborg (dpa). Nervenstärke und eine hohe Portion Kampfmoral bis zum letzten Versuch zeichnen Kugelstoß-Europameister Ralf Bartels aus.
Mit diesen Qualitäten hat der 28-jährige Neubrandenburger wie schon zuvor bei anderen Höhepunkten auch in Göteborg mit 21,13 m im sechsten Durchgang kaum noch für möglich gehaltenes EM-Gold geholt. »Ich wollte nur die Leistung zeigen, die ich drauf habe. Es hat geklappt und gepasst. Das war ein gelungener Wettkampf und Auftakt für die Mannschaft. Ich hoffe ich habe ein Zeichen gesetzt«, freute sich der Oberbootsmann bei der Marine am Tag nach seinem größten Triumph.
In der Nacht habe er höchstens zwei Stunden geschlafen, sonst wach gelegen und über seinen Erfolg mit dem insgesamt vierten 21-m-Wettkampf seiner Karriere nachgedacht. Für Eike Emrich, Vizepräsident Leistungssport im DLV, war es ein bei Bartels »gewohntes Drama in sechs Akten -Ê einfach Klasse«. Sein Trainer Gerald Bergmann, mit dem er seit 1990 zusammenarbeitet, sprach von einer »sensationellen Leistung, typisch Bartels«. Sein Schützling hat schon mehrfach Wettkämpfe im sechsten Durchgang aus dem Feuer gerissen: Damit wurde er 1996 Junioren-Weltmeister und im Vorjahr in Helsinki WM-Dritter. »Ich kämpfe halt bis zum letzten Versuch und man sollte mich nicht vorher abschreiben«, sagte Bartels.
Bis zum fünften Durchgang schüttelte der Europameister immer wieder unzufrieden den Kopf. »Man konnte sehen, dass ich nicht zufrieden mit dem war, was ich bis dahin abgeliefert hatte. Ich wusste einfach, dass ich noch einen drauflegen kann. Aber dass es dann so weit wird, ist auch ein bisschen Glückssache. Ich bin einfach nur glücklich.« Nach seiner Weite habe er nur noch gehofft und gebangt, dass die zwei Zentimeter Vorsprung reichen. Es reichte - und am Tag danach durfte Bartels seine verdiente Medaille in Empfang nehmen: Da hatte der »Riese« sogar tränen in den Augen.

Artikel vom 09.08.2006