19.08.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Um Ehre, Ruhm und Rum
Piraten-Welle erfasst auch die Brettspiele -ÊÜberleben im Seeräuber-Nest
Segler singen Seeräuber-Lieder. Der Nachbar zieht im Garten eine selbst gebastelte Totenkopf-Fahne hoch. Im Fernsehen erlebt Störtebeker eine Wiederauferstehung. Und vor Kinos stehen die Leute Schlange beim »Fluch der Karibik«. Keine Frage: Die Freibeuter sind zurück.
Schon erobern die Piraten auch die Spielwaren-Welt. Das neue Seeräuber-Schiff von Lego schaffte bereits den Sprung auf die Top-10-Empfehlungsliste des Spielzeughandels. Und mit dem »Seeräuber«-Spiel von Queens zogen die Piraten in einem Fall sogar ins Gefecht der letzten Fünf um das »Spiel des Jahres«, in dem sie jedoch dem Post-Spiel »Thurn & Taxis« unterlagen.
Favorit derer, die sich weder von 181 kleinen Plättchen noch einer etwas längeren Anleitung abhalten lassen, ist ohnehin ein anderes Piraten-Spiel: Stefan Felds »Um Ruhm und Ehre« - wahlweise auch »Um Rum und Ehre«. Erschienen ist es bei Ravensburger unter der »Alea«-Flagge, die speziell auf Viel- und Strategiespieler abzielt.
Noch abwechslungsreicher als auf See ist das Piratenleben im Hafen, wenn Matrosen, Steuermänner und Kapitäne zu ihren Streifzügen aufbrechen. »Um Ruhm und Ehre« hat alles, was der Seemann von einem Piratennest erwartet: Schatzkisten und Goldmünzen, Kneipen und dunkle Gassen, schöne Frauen und streitsüchtige Kerle, Holzbeine, Augenklappen und weiteres Material zur Restaurierung.
Der bewegliche Spielplan sorgt dafür, dass das Piratennest sein Aussehen von Spiel zu Spiel verändert. Ein Wirrwarr unterschiedlich langer Gassen verbindet markierte Felder. Mal lauert an der Kreuzung ein Stadtwächter, mal befindet sich dort eine Kneipe, mal warten Goldmünzen, Schatzkisten oder Rumfässer, mal ein Pirat, Geschäfte mit Piratenbedarf oder das Rendez-vous mit einer Schönen der Nacht. Das Feld mit der Flagge des roten Korsaren kennzeichnet das Quartier des Kapitäns.
In der Aktionsphase, mit der jede der fünf Spielrunden beginnt, können die Spieler den Kapitän zu einem freien Nachbarfeld bewegen, indem sie die Straße dorthin mit Piraten aus ihrer eigenen Heuer zupflastern. Gassen, auf denen schon Piraten eines Mitspielers platziert wurden, sind tabu. Es ist dem Spieler, der am Zug ist, überlassen, ob er die Aktion durchführt, bei der er unter anderem wichtige »Ehrenpunkte« für die Schlussabrechnung sammeln kann. Alternativ mag er auch seine Mannschaft vergrößern, Goldmünzen sammeln, Waren einkaufen oder verdeckt den Ort für ein Rendez-vous des Kapitäns festlegen. Findet sich der rote Korsar im Verlauf der Spielrunde dort ein, gibt das zusätzlichen Rum und Ehrenpunkte.
Die Vielfalt unterschiedlicher Felder und Plättchen wirkt nur auf den ersten Blick verwirrend. Wie der beigefügte Plättchenhalter schnell für Ordnung auf dem Spielfeld sorgt, so lässt auch die Ordnung im Kopf normalerweise nicht lange auf sich warten. »Um Ruhm und Ehre« (Ravensburger/Alea, 25 Euro) wird das Piratenfieber in den nächsten Monaten noch weiter anheizen.Bernhard Hertlein

Artikel vom 19.08.2006