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»Löwe« kämpft
für den TSVA

Klaus Güse feiert heute seinen 65.

Von Jörg Manthey
Bielefeld (WB). Links oben baumeln die Stollentreter, in denen Klaus Güse sein letztes Feldhandballspiel bestritten hatte. Darunter, säuberlich gereiht, rund ein Meter Hefte. Mehr als 200 Ausgaben des Hallenpamphletes TSG-Aktuell, das er als Presse- und Werbewart jahrzehntelang kompetent und liebevoll mit Inhalt versah. Über dem Schreibtisch ein Plakat des Nachbarn. Launiger Titel: »Herzlich willkommen in der Solidargemeinschaft der Rentner«. Der kurze Blick in Güses Kellerbüro, zugleich Vereins-Geschäftsstelle, ist nicht zuletzt eine optische Zeitreise durch die Schaffenskraft des 1. Vorsitzenden des TSV Altenhagen 03, der heute seinen 65. Geburtstag feiert.

Klaus Güse ist Sternzeichen Löwe, dem allgemein (unter anderem) folgende Eigenschaften zugeschrieben werden: Stolz, Sport, Spiele, Führung. Löwe-Geborene gelten als großzügig und warmherzig, als kreativ und haben aufgrund ihres Organisationstalentes gute Führungseigenschaften. Der Löwe schmiedet gerne größere und kühnere Pläne.
Güse dürfte sein visionäres Wirken in Sport und Beruf darin wiedererkennen. 40 Jahre lang war er beim Elektromotorenwerk Stahlschmidt tätig, davon 32 Jahre als Prokurist. »Ja, ich kämpfe wie ein Löwe«, sagt er nachdenklich. »Gerade in Zeiten, wo es nicht so läuft«. Eine Anspielung auf die Hypothek des Abenteuers Zweitligahandball, die dem TSVA noch lange aufgebürdet sein wird. Gerade in jener Krisenzeit habe der Verein ein imponierendes Recht-erst-recht-Zusammengehörigkeitsgefühl entwickelt. »Mittelfristig« möchte Güse seinen TSV »über den Berg« wissen. Soll heißen: »Wenn der Tilgungsbetrag größer ist als die Zinsen«.
Klaus Güse war zu jener Zeit, als TSG und HSG auf Bundesligaebene mitmischten, mit freundlicher Hartnäckigkeit maßgeblich bei der Sponsorenakquise hilfreich. »Die zweite Liga war für einen Dorfverein wie uns eine ganz schöne Hausnummer«. Ohne einen gewaltigen Sponsorenschub werde künftig die Regionalliga wohl das höchste der Gefühle darstellen.
Güse, jahrelang Spielführer und Mittelmann, feierte 1973 mit dem TSV Altenhagen 03 die Westdeutsche Meisterschaft. In einem denkwürdigen Finale konnten Güse, Borgstedt, Laege, Kappelt, Harms und Co. die 17:20-Heimniederlage vor 1 500 Zuschauern in Ferndorf mit einem 16:11-Streich noch reparieren. »Mit den Möglichkeiten, die wir hatten, haben wir Optimales erreicht«, sagt der Löwe.
Bereits 1957 war der Auswahlspieler, damals 16, mit Altenhagen A-Jugend-Westfalen- und Westdeutscher Vizemeister geworden. Die Horsthötters, Meises, Brilkas, Harms' und Co. scheiterten nur an Gummersbach. Klaus Güse überlegt, den 50. Jahrestag dieses Ereignisses im nächsten Jahr mit einer Wiedersehensfeier zu würdigen. In den 60-er Jahren schaffte er mit dem TSV in der Halle den Aufstieg in die Regionalliga. Noch als 41-Jähriger schnürte der Jubilar seine Stiefel in der 2. Mannschaft. Der Unterbau spielte damals in der Landesliga.
Am 1. Februar 2002 löste Klaus Güse, zuvor 14 Jahre lang Stellvertreter, Kurt Rußkamp an der Vereinsspitze ab, der 33 Jahre das Amt des 1. Vorsitzenden bekleidet hatte. In einer Auflage von 1500 Stück erstellte der TSVA für sein 100. Jubiläumsjahr eine aufwändige Chronik und Festschrift. All die Aktivitäten des 1020 Mitglieder zählenden Vorortvereins in 2003 führten später zu einer bemerkenswerten Ehrung. In einer Feierstunde auf Schloss Nordkirchen nahm Güse aus den Händen von Sportminister Dr. Michael Vesper die Ehrenplakette des Bundespräsidenten für besondere Verdienste im Sport entgegen.
Überhaupt ist Klaus Güse daran gelegen, von einer Eloge auf seine Person ab- und die Aufmerksamkeit auf den stetig aufstrebenden TSV zu lenken. »Wir haben ein tolles Übungsleiterteam; Abteilungsleiter, die sich gut verstehen. Und einen rührigen Festausschuss«. Ein Wiederaufbau der Volleyballabteilung würde dem Klub freilich gut zu Gesicht stehen. Ein nicht zu unterschätzendes Problem dabei sei, dass Altenhagen lediglich über eine Grundschule verfüge.
Nach überstandenen Herz- und Hüftgeschichten hält sich der Träger der Bielefelder Sport-Ehrenplakette heute mit Vorliebe beim Tennis oder Radeln fit. Wenn Elisabeth Lücking freitags ihre TSV-Radfahrtruppe um sich schart, sind die Güses stets dabei.
Erschiene dem dreifachen Großvater heute eine gute Fee, die ihm drei Wünsche erfüllen möchte - da braucht er nicht lange zu überlegen: »Dass ich mit meiner Familie noch ein Jahrzehnt gesundheitlicher Stabilität erfahren darf. Ein Goldsäckel, das uns ermöglicht, die Hälfte des Schuldenpakets an Altlasten auf einen Streich zu tilgen. Und dass ich die Freunde, die mir der Sport geschenkt hat, noch eine lange Zeit behalte«.
Die WB-Sportredaktion wünscht Klaus Güse alles Gute zum 65. Wer eine gute Fee kennt, möge sie bitte rasch nach Brake dirigieren. Dort steigt heute keine ganz große Sause, auch wenn »natürlich keiner verdursten« werde. Die Party heben Klaus Güse und seine Annelie sich für den Sommer 2007 auf, wenn die »Schnapszahl« ansteht.

Artikel vom 09.08.2006