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Pipeline-Leck
treibt Ölpreis

Märkte nervös -Êgroße US-Vorräte

New York/Anchorage (dpa). Die internationalen Ölmärkte haben gestern auf den Ausfall von acht Prozent der US-Produktion nach der Schließung des größten amerikanischen Ölfelds für unbestimmte Zeit mit kräftigen Preissprüngen reagiert.

Ein Barrel (159 Liter) der US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) verteuerte sich um 2,24 Dollar auf 77,00 Dollar. Damit notierte WTI noch deutlich unterhalb seines am 14. Juli erreichten Rekordhochs von 78,40 Dollar.
Der Preis für Nordseeöl der Sorte Brent ist gestern dagegen auf Rekordhoch geklettert. Ein Barrel kostete am Abend 78,36 US-Dollar. Das waren 2,19 Dollar mehr als zu Handelsschluss am Freitag. Zuvor war der Preis bis 78,64 Dollar geklettert und hatte damit (ohne Berücksichtigung der Inflation) soviel gekostet wie noch nie.
Der britische Ölkonzern BP, der das Ölfeld in Prudhoe Bay im Norden des US-Bundesstaats Alaska betreibt, hatte am Sonntagabend in Anchorage mitgeteilt, dass er mit der Schließung des Ölfelds begonnen habe.
Das Unternehmen hatte »schwerwiegende Korrosion« in einer Öltransit-Leitung festgestellt, durch die das Rohöl zur Trans-Alaska-Pipeline fließt. Die Anlage soll solange außer Betrieb bleiben, bis »wir und auch die Behörden sicher sein können, dass der Betrieb sicher ist und von ihm keine Umweltgefahr ausgeht«, erklärte der Chef von BP America, Bob Malone.
Bereits in diesem Frühjahr waren aus einem Leck in der Zubringer-Pipeline eine Million Liter Öl in die umliegende Tundra ausgelaufen. BP musste sich anschließend vorwerfen lassen, trotz seiner Milliardengewinne nicht genug in die Wartung der Pipelines zu investieren. BP hatte im ersten Halbjahr 2006 12,9 Milliarden Dollar verdient.
BP hatte bei der Untersuchung auch ein »kleines« Leck gefunden, durch das vier bis fünf Barrel (ein Barrel: 159 Liter) Öl ausgelaufen waren. Die Schließung des Ölfeldes werde Tage in Anspruch nehmen und zu einer Verringerung der Produktion um schätzungsweise 400 000 Barrel täglich führen.
Der Ölmarkt reagiert angesichts des Krieges in Nahost und politischer Problemen in Nigeria sowie möglichen negativen Auswirkungen der Hurrikansaison in den USA auf jede schlechte Nachricht sehr nervös. Ein BP-Sprecher sagte, der Ausfall in Alaska mache aber nur 0,5 Prozent der Weltölproduktion aus.
Nach Einschätzung von BP wird der Zwischenfall keine Versorgungsprobleme in Nordamerika nach sich ziehen.
»Die Lagerbestände in den USA sind mit 335 Millionen Barrel so hoch wie seit fünf Jahren nicht mehr«, erklärte Ulrich Winkler, der Sprecher der deutschen BP-Organisation, gestern in Bochum. Der Produktionsausfall könne mit den großen Vorräten leicht ausgeglichen werden.

Artikel vom 08.08.2006