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Gemeinnützigkeit

Milde auf dem Prüfstand


Der Aufschrei war groß - und berechtigt: Die gestrige Ankündigung aus dem Bundesfinanzministerium, das Riesenfass mit der Aufschrift »gemeinnützig« aufzumachen, ließ alle Betroffenen das Schlimmste befürchten. Die darauf folgende blitzschnelle Vorne-Verteidigung wurde in Berlin verstanden.
Deshalb beeilte sich die ansonsten sehr tüchtige Finanzstaatssekretärin Barbara Hendricks gestern, den Verbänden der Wohlfahrtspflege und tausenden Sporttrainern die Sorgen zu nehmen. Denn eines ist klar: Die Leistungen von Caritas, Diakonie und Ehrenamtlichen sind mit Steuergeld überhaupt nicht zu bezahlen.
Kurzum, am Sonderstatus der wirklich Gemeinnützigen wird nicht gerüttelt. Dennoch ist es richtig, einen geldwerten Vorteil immer wieder zu überprüfen. Schließlich wird das Recht, Quittungen zwecks Steuerverkürzung ausstellen zu dürfen, ziemlich freigebig gewährt. Die Fleißarbeit, einen umfänglichen Ausnahmekatalog zu durchforsten, ist die Anstrengungen und auch aller Ehren wert.
Schon heute hören wir den Aufschrei auch jener, die im Windschatten von ein bisschen Bildung hier und ein wenig Mildtätigkeit dort handfeste Geschäfte machen. Das geht nicht.
Außerdem: Auch die wahre Wohlfahrt ist längst eine riesige Branche in Deutschland mit einigen hunderttausend Beschäftigten. Da wird Vater Staat schon mal fragen dürfen.
Reinhard Brockmann

Artikel vom 10.08.2006