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Auch die Berufswahl ist
eine »Familienangelegenheit«

Unterstützung anbieten, motivieren, Mut machen

Wenn ein Jugendlicher vor dem Schulabschluss steht und die ersten Schritte Richtung Berufsleben macht, ist meistens die gesamte Familie gefordert. Natürlich wollen alle Angehörigen den jungen Menschen bestmöglich unterstützen. Doch »zu viel« ist ebenso kontraproduktiv wie »zu wenig«.
Eltern sollten nicht nur beizeiten ihrem Kind möglichst viele Berufsbilder nahe bringen, sondern auch ganz offen über die eigenen beruflichen Erfahrungen - positive wie negative - sprechen.
Eltern sollten ihrem Kind schon frühzeitig möglichst viele Berufsbilder nahe bringen. Oft hilft es den Jugendlichen auch, wenn die Eltern ganz offen von ihren eigenen positiven wie negativen beruflichen Erfahrungen berichten. Eine weitergehende Orientierung ermöglichen Besuche von Arbeitsämtern, Berufsmessen oder Firmen, zum Beispiel am Tag der offenen Tür. Eltern sollten ihre Kinder anregen, sich zu informieren, aber auch ihre Unterstützung anbieten.
Sie können beispielsweise ihr gesamtes soziales Netzwerk - Freunde, Bekannte, Geschäftspartner - mobilisieren, um von Ausbildungsmöglichkeiten zu erfahren. Denn oftmals wird ein großer Teil der Stellen nicht an die Arbeitsagenturen gemeldet. Kontakte und Beziehungen werden immer wichtiger.
Motivieren können auch Eltern, deren Nachwuchs kein Interesse zeigt, sich mit Berufswahl, Ausbildung und Bewerbung zu beschäftigen. »Belohnen und drohen wirkt«, sagt der Bewerbungscoach Heiner Kruse. So könnten Eltern Zuzahlungen zu Hobby und Freizeitaktivitäten in Aussicht stellen. Oder auf der anderen Seite Zahlungen, die über das Basistaschengeld hinausgehen, streichen. Oft helfe es auch schon, wenn man den Jugendlichen die Nachteile aufzeige oder Szenarien mit Stichworten wie »lebenslange finanzielle Abhängigkeit« ausmale. Das wirke besonders dann, wenn die Eltern selbst berufliche Erfolge vorzeigen können.
Manchmal ist die Ursache für das Desinteresse jedoch Angst. Viele Jugendliche haben Angst vor Absagen oder glauben, dass sie sowieso chancenlos sind. Hier sollten Eltern ihren Kindern Mut machen und Frusterlebnisse mit ihnen gemeinsam durchstehen. Aber sie müssen ihnen auch klarmachen, dass langes Abwarten die Aussichten auf eine Ausbildungsstelle verschlechtert.
Wünschen sich Eltern oder Großeltern, dass der Jugendliche einen Beruf ergreift, den er selbst gar nicht will, dann sollten die positiven und negativen Aspekte der Berufsvorstellungen beider »Parteien« gegenübergestellt und das Für und Wider sachlich erörtert werden. »Die Eltern könnten aber auch zusammen mit dem Nachwuchs nach einer Alternative suchen, mit der alle einverstanden sind«, empfiehlt Kruse. Komme es zu keiner Einigung, sollte man unbedingt dem Wunsch des Sprösslings nachgeben und ihn in jeder Hinsicht fördern. Denn wenn ein junger Mensch sich einem Beruf besonders zugeneigt fühle, sei zu erwarten, dass er sich in besonderem Maße anstrengen werde. Und das sei schließlich die Basis für den beruflichen Erfolg.

Artikel vom 02.09.2006