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Welcher Beruf
ist der richtige?

Entscheidungshilfen: Tests oder Praktika

Mechatroniker oder Koch? Tierpflegerin oder Fachkraft für Lagerlogistik? In Deutschland gibt es 350 Lehrberufe. Leicht ist es nicht, sich als Schulabgänger einen Überblick zu verschaffen - aber wichtig.
»Wer ein klares Berufsziel hat, geht motivierter in die Schule und hat auch weniger Angst vor der Zeit nach den Abschlussprüfungen«, sagt Karin Blume, Coach für Berufsorientierung. Deshalb: Je früher man sich klar ist, welcher Beruf es sein soll, desto besser. Um den passenden Ausbildungsberuf zu finden, sollten Jugendliche sich darüber klar werden, was sie können und was nicht. Dabei hilft die Einschätzung von Eltern, Verwandten oder Lehrern. Das objektivste Ergebnis liefert aber ein Berufstest. Die Fragebögen sind in Fachbüchern zu finden, im Internet (zum Beispiel unter www.machsrichtig.de) oder bei den Arbeitsagenturen und Berufsinformationszentren (BIZ). Der Vorteil dieser Methode: Sie macht auch verborgene Talente und nicht so deutlich ausgeprägte Abneigungen erkennbar.
Im nächsten Schritt geht es um Vorlieben und Bedürfnisse. Zum Beispiel: Will ich unbedingt in meiner Gegend bleiben oder bin ich bereit, woanders zu lernen? Möchte ich mit anderen Menschen zusammenarbeiten? Wie wichtig sind mir berufliche Aufstiegsmöglichkeiten? Ist mir ein Bürojob lieber oder ein Arbeitsgebiet, das viel körperliche Betätigung mit sich bringt? Im dritten Schritt gilt es ein Berufsfeld einzukreisen. Karin Blume: »Es ist gut, die eigenen Wünsche zu kennen und auch umzusetzen. Ein Mangel an Fähigkeiten lässt sich mit der nötigen Motivation beheben, und motiviert ist der am besten, der einen Traumberuf hat.« Manchmal allerdings lassen sich persönliche Fähigkeiten, schulische Leistungen und Traumberuf nicht vollkommen zusammenbringen. Kompromisse sind nötig. Beim Abwägen zwischen Wunsch und Realität hilft der Besuch im BIZ oder auf der Internet-Seite www.bibb.de des Bundesinstituts für Berufsbildung. Dort können sich Jugendliche über sämtliche Ausbildungsberufe informieren. Vielleicht gibt es ja einen Beruf, der ideal passt, nur kennt man ihn einfach nicht.
Auch Berater helfen Jugendlichen, wenn sie bei der Berufswahl nicht weiterkommen. Die Beratung in den BIZs und bei den Arbeitsagenturen ist kostenlos. Die örtlichen Kammern bieten Berufsberatungsseminare an, teilweise ebenfalls unentgeltlich. Ein individuelles Coaching ist dagegen meist mit Kosten verbunden. Es sei denn, man wendet sich an TeamArbeit für Deutschland. Im Netzwerk lassen sich Coaches finden, die ehrenamtlich arbeiten (www.teamarbeit.de).
Am allerbesten ist es aber, wenn sich Jugendliche in der Praxis ein Bild davon machen, was sie in ihrem Wahlberuf erwartet. »Wer einen Teil seiner Ferien nutzt, um ein Praktikum zu machen, oder wer eine ehrenamtliche Tätigkeit aufnimmt, der hat es später leichter«, sagt Karin Blume. »Sogar erste Qualifikationen lassen sich schon während der Schulzeit erwerben.« Der Vorteil zeigt sich dann eventuell bei den Bewerbungen, denn bei Personalentscheidern kommen Initiative und berufliche Erfahrung gut an.

Artikel vom 02.09.2006