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Von der Schulbank zum
Beamten - kein Problem

33 neue Auszubildende beim Hauptzollamt Bielefeld

Von Gerhard Hülsegge
(Text und Foto)
Bielefeld (WB). Dass die Arbeit beim Zoll so spannend sein kann wie ein Krimi, lässt nicht nur die jüngste bundesweite Razzia wegen Frauenhandels in 110 Eisdielen (wir berichteten) vermuten. 33 Anwärter für den mittleren (15) wie gehobenen Dienst (18) haben jetzt beim Hauptzollamt Bielefeld ihre Ausbildung begonnen.

Und sie mussten nicht lange auf eine Zusage warten. Denn die zur Oberfinanzdirektion Köln gehörende Bundesbehörde sucht händeringend weiteren Nachwuchs. »Über Bewerber aus Ostwestfalen würden wir uns riesig freuen«, sagt Pressesprecher Stephan Peters. Für dieses Jahr ist der Bedarf zwar gedeckt. Bewerbungen für 2007 werden indes schon jetzt dankbar angenommen.
Welt verkehrt in Bielefeld? Ein bisschen schon. Während andernorts Jugendliche auch mit Mittlerer Reife und Abitur es aufgrund struktureller Arbeitslosigkeit nicht leicht haben, einen Job zu finden, bietet der Zoll sogar einen sicheren Beamten-Job. »Wer die Prüfung besteht, wird auch übernommen«, versichert Ausbildungsleiterin Anneliese Körber (52).
500 Beschäftigte zählt das Bielefelder Hauptzollamt mit seinen angeschlossenen Dienststellen an der Werner-Bock-Straße 29 zurzeit. 90 Prozent der Mitarbeiter sind verbeamtet, genießen also unter anderem besonderen Kündigungsschutz. 140 Stellen sind unbesetzt. »Diese Lücke möchten wir natürlich schließen«, so Peters.
Die neuen Zoll-»Azubis« durchlaufen zunächst ein ein- bzw. dreiwöchiges Praktikum. Dann werden sie vertraut gemacht mit den verschiedenen Sachgebieten. »Die Zollfahndung interessiert mich sehr«, sagt Frank Sommer (29) aus Soest, der sich im Internet schon mal informiert hat. Nicole Erbel (26) aus Hamm wurde »vom Schwiegervater inspiriert« für den Beruf, Volker Linnenberg (36) aus Willebadessen vom Vater, nachdem er aus gesundheitlichen Gründen als Maschinenbautechniker und Industriemeister nicht mehr arbeiten konnte.
15 Jahre ist Nicole Ganschienitz (33) aus Ascheberg schon dabei, wechselt jetzt vom mittleren in den gehobenen Dienst. Ihr Entgelt als Auszubildende steigt damit von 817,66 auf 866,24 Euro. Wer ausgelernt hat, geht mit 1583,67 (mittlerer Dienst) und 1916,09 Euro (gehobener Dienst) nach Hause. Eingesetzt werden die Zöllner längst nicht nur gegen Zigarettenschmuggler, Steuerhinterzieher und bei der Finanzkontrolle Schwarzarbeit (FSK). »Unsere Hauptaufgaben ist schließlich die ganz legale Steuererhebung«, erklärt Stephan Peters. Mit 705 Millionen Einnahmen für den Fiskus pro Jahr.
Wer beim Zoll arbeiten möchte, muss mindestens 16 Jahre alt sein. Wer 18 Jahre ist, darf - zum Beispiel in Amtshilfe für die Staatsanwaltschaft - auch eine Waffe tragen. Bewerbungen für 2007 sind zu richten an die Oberfinanzdirektion Köln, Wörthstraße 1-3 in 50668 Köln.

Artikel vom 08.08.2006