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Bartels gewinnt Gold
im letzten Versuch

Heidler greift nach Medaille - Dreikampf der Sprinter

Göteborg (dpa). Marinesoldat Ralf Bartels hat in der schwedischen Hafenstadt Göteborg im letzten Versuch noch Gold-Kurs eingeschlagen und wie erhofft für den ersten Lichtblick der deutschen Leichtathleten bei den Europameisterschaften gesorgt.

Der 28-jährige Neubrandenburger wuchs in der ersten von 47 EM-Entscheidungen über sich hinaus und sicherte sich mit 21,13 Metern seinen ersten großen internationalen Titel. Zwei Zentimeter entschieden für den Mecklenburger, Ex-Weltmeister Andrej Michnewitsch aus Weißrussland wurde mit 21,11 m Zweiter vor dem Dänen Joachim Olsen (21,09).
»Danke, vielen Dank. Das war ein toller Wettkampf. Ich bin so glücklich«, bedankte sich der Mecklenburger bei seinen Fans und den 20 000 Zuschauern im Ullevi-Stadion. »Das ist der Start, von dem wir geträumt haben. Eine kleine Sensation«, sagte Clemens Prokop, der Präsident des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV). Bei der EM 2002 und der WM 2005 hatte Bartels noch Bronze geholt.
Schwedens Prinzessin Victoria hatte die 19. Europameisterschaften am Abend offiziell eröffnet. Bis zum kommenden Sonntag kämpfen 1370 Athleten aus 48 Ländern um die Medaillen. Ganz spannend machte es 100-Meter-Sprinter Dwain Chambers: Beim ersten großen Auftritt nach seiner zweijährigen Dopingsperre glänzte der Brite mit der Vorlauf- Bestzeit von 10,24 Sekunden, zitterte sich sechs Stunden später als Vierter des Zwischenlaufes (10,39) aber gerade noch ins Halbfinale, das überraschend auch der deutsche Meister Ronny Ostwald (Wattenscheid) erreichte.
Chambers' großer Rivale Francis Obikwelu (Portugal) hatte schon nach dem Vorlauf große Töne gespuckt: »Das Gold ist nicht mehr weit.« Der Olympia-Zweite will seinen Titel verteidigen und auch die 200 m gewinnen. Lachender Dritter könnte heute der Franzose Ronald Pognon sein, der mit 10,19 Sekunden der schnellste Mann aller Vor- und Zwischenläufe war.
Als deutsche Medaillenhoffnung hat Hammerwerferin Betty Heidler die erste Bewährungsprobe mit Bravour bestanden. Die deutsche Rekordhalterin aus Frankfurt machte in der Qualifikation kurzen Prozess, übertraf als Erste mit 71,40 m die geforderte 70-m-Marke und bewies, dass sie das Desaster mit vier ungültigen Versuchen beim Europapokal in Malaga gut verdaut hat. »Die Quali ist das eine - was zählt, ist das Finale«, erklärte die Olympia-Vierte. Weltrekordlerin Tatjana Lysenko (Russland) unterstrich mit 73,23 m ihre Favoritenrolle für die Entscheidung heute.
Ausgeschieden sind am ersten Wettkampftag Hammerwerferin Susanne Keil, 400-m-Läufer Sebastian Gatzka (beide Frankfurt/Main), 800-m-Starterin Monika Gradzki und der deutsche Speerwurf-Meister Christian Nicolay (beide Wattenscheid). Den Endkampf erreichten dagegen die Speerwerfer Peter Esenwein (Kornwestheim-Ludwigsburg) und Stefan Wenk (Sindelfingen).
Eine kontroverse Diskussion hat der Weltverband mit der Ankündigung ausgelöst, bereits vor der WM 2007 in Osaka die Vierjahressperre für Dopingsünder bei Erstvergehen wieder einzuführen. »Wenn andere Verbände nicht mitziehen, gehen wir den Weg auch allein«, kündigte IAAF-Vizepräsident Helmut Digel an.

Artikel vom 08.08.2006