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Weitere Prüfung der Atommeiler

Forderung des Umweltministers

Berlin (dpa). Nach dem Störfall im schwedischen Atommeiler Forsmark fordert die Bundesregierung von den Bundesländern weitere Sicherheitsüberprüfungen der deutschen Kernkraftwerke.Sigmar Gabriel: Alte Meiler früher abschalten.

»Dieser Störfall zeigt, dass es systemimmanente Risiken gibt«, sagte Umweltminister Sigmar Gabriel (SPD) nach Beratungen im Bundeskabinett. Kurzfristige Abschaltungen deutscher Kernkraftwerke halte er derzeit nicht für erforderlich, weil von solch gravierenden Auswirkungen wie beim schwedischen Reaktor in Forsmark nicht auszugehen sei.
Zur Verbesserung der Sicherheit empfahl Gabriel den deutschen Betreibern allerdings ein früher als geplantes Abschalten alter Atommeiler, deren Reststrommengen auf die neueren Kraftwerke übertragen werden könnten. Das sei besser als immer nur die Produktionsverlagerung von neueren auf die alten Werke zu verlangen, kritisierte er mit Blick auf die Versuche der Energiekonzerne, den Atomausstieg über 2020 hinauszuzögern.
Außerdem will Deutschland im kommenden Jahr die Internationale Atomenergiebehörde (IAEO) in Wien bitten, die nationale Atomaufsicht in ihren Strukturen und Informationsflüssen zu überprüfen. Die Bundesländer sollten in diesen Prozess einbezogen werden.
Die komplexe Technologie sei nicht komplett beherrschbar, begründete Gabriel eine vertiefte Sicherheitsprüfung von Ländern und Kraftwerksbetreibern. Diese benötige etwa ein halbes Jahr Zeit. Der Störfall in Schweden sei auf deutsche Kraftwerke nicht vollständig übertragbar. Nach dem Vorfall in Schweden müsse jedoch geklärt werden, ob durch Kurzschluss oder Blitzeinschlag die Sicherheits-Systeme eines Atomkraftwerks ganz oder teilweise ausfallen können. Wie die Vergangenheit auch in Deutschland zeige, sei das Problem aber, dass auf Störfälle erst im Nachhinein reagiert werde, sagte Gabriel.

Artikel vom 10.08.2006