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Clement rechnet mit SPD ab

Regierung Schröder an Funktionären gescheitert

Düsseldorf (dpa). Der frühere Bundeswirtschaftsminister Wolfgang Clement (SPD) rechnet mit seiner Partei ab. Die Regierung Schröder sei an SPD-Funktionären gescheitert, bilanzierte Clement in einem Gespräch mit der »taz«.Wolfgang Clement: »Ich habe alles gegeben.«
Es sei »nicht gelungen, den Mittelbau der Partei mitzunehmen«. Die SPD-Funktionsträger seien »inhaltlich vielfach noch immer auf dem Niveau aus der Zeit vor der Globalisierung«, urteilte der ehemalige NRW-Ministerpräsident.
Ex-Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) habe Zustimmung auf Parteitagen »immer nur mit massivem Druck« bekommen. »Wir haben es letztlich nicht geschafft, die SPD inhaltlich zu überzeugen«, sagte Clement.
»Die Reformpolitik war ohne jeden Zweifel richtig, aber zu viele in der SPD haben das bis heute nicht mit- oder nachvollzogen.«
Clement warnte seine Partei davor, lediglich auf das Thema soziale Gerechtigkeit zu setzen. Eine Volkspartei könne nur gewinnen, wenn sie auf dem Gebiet der Ökonomie stark sei. »Zu meinen, allein die soziale Kompetenz - was immer das ist - reiche aus, ist ein großer Irrtum. Damit gewinnt man keine Wahlen.« In die Parteipolitik will sich Clement, der in den Aufsichtsräten von zwei Unternehmen in NRW sitzt, künftig nicht mehr aktiv einmischen. »Ich habe alles gegeben. Ich habe nicht die Absicht, noch mal aktiver Politiker zu werden«. Nach 16 Jahren als Berufspolitiker sei man »irgendwann ausgepowert und ausgereizt«. In NRW habe er schwierige, aber vor allem wunderbare Zeiten erlebt. »Da gibt es keinen Blick zurück im Zorn.« Diese gelte auch nach dem Machtwechsel. »Den Glauben, dass wir NRW gepachtet hätten, habe ich nie gehabt.«

Artikel vom 08.08.2006