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Saisonarbeitskräfte

Ernteschäden programmiert


Nicht jeder Bauer erntet nur das, was er im Frühjahr gesät hat. Oft trägt der Wind noch ganz andere Dinge auf das Feld. Zu einer ehrlichen Erntebilanz gehört, dass man diese »Unkräuter« aussortiert.
Obwohl wir gewohnt sind, dass Politikerbilanzen gern geschönt werden, kommt das Resumée der Bundesregierung zum Einsatz einheimischer Erntehelfer besonders dreist daher. Vom Gesetzgeber gezwungen haben die Bauern diesmal bei den Saisonarbeitskräften statt auf die vertrauten Polen teils auf einheimische Langzeitarbeitslose zurückgegriffen. Die Erfahrungen, die sie dabei machten, waren schockierend. Nur wenige brachten auch nur annähernd die Leistung, die von ihnen erwartet wurde. Viele blieben der Arbeit -Êob mit oder ohne gelben Schein - nach kurzer Zeit ganz fern.
Der Schaden durch daraus folgende Ernteausfälle ist bezifferbar. Er ist nicht den Bauern aufzubürden.
Ebenso wichtig ist es, aus Schaden klüger zu werden. Die Landwirte dürfen von den Arbeitsagenturen erwarten, dass sie künftig mehr Sorgfalt auf die Auswahl der Bewerber verwenden. Die Vorausbildung sollte nicht in Fitnessstudios stattfinden, sondern direkt auf dem Feld.
Die Bauern wiederum müssen sich darauf einstellen, dass sie künftig weniger polnische Saisonkräfte zur Verfügung haben - nicht, weil der Gesetzgeber das will, sondern weil die Polen zunehmend im eigenen Land mit leichterer Arbeit mehr verdienen. Bernhard Hertlein

Artikel vom 09.08.2006