11.09.2006
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Sie wandte sich an Kate. »Wie Sie sehen, Inspector, beenden wir gerade unsere samstägliche Scrabble-Partie. Ich bin an der Reihe, und ich habe noch sieben Buchstaben übrig. Mein Gegner hat - wie viele haben Sie noch, Roughtwood?«
»Vier, Madam.«
»Und der Beutel ist leer, wir werden also nicht mehr lange brauchen. Bitte nehmen Sie Platz. Ich habe so das Gefühl, dass ich auf meinem Bänkchen ein Wort mit sieben Buchstaben habe, aber ich komme nicht drauf. Zu viele Vokale. Ein O, zwei I und ein E. Zwei S und ein M sind die einzigen Konsonanten. Es ist ungewöhnlich, am Ende des Spiels so viele übrig zu haben, doch ich habe gerade erst einen gezogen.«
Schweigen trat ein, während Miss Holcombe ihre Steine beäugte und sie auf dem Bänkchen umsortierte. Die Gelenke der schlanken Finger waren von Arthritis geschwollen, und auf den Handrücken standen die Venen hervor wie lila Stränge.
Benton-Smith sagte leise: »MEIOSIS, Madam. Die dritte Reihe von rechts oben.«
Sie wandte sich zu ihm um.
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Miss Holcombe konnte erstaunlich schnell Kopfrechnen. »Insgesamt sechsundneunzig plus meine zweihundertdreiundfünfzig.« Sie lächelte Roughtwood an. »Ich denke, damit ist das Ergebnis über jeden Zweifel erhaben. Ziehen Sie Ihre vier ab, Roughtwood, wie viel haben Sie dann?«
»Zweihundertneununddreißig, Madam, aber ich möchte Einspruch erheben. Wir haben nie vereinbart, dass Hilfe zulässig ist.«
»Das Gegenteil haben wir auch nicht vereinbart. Wir spielen schließlich nach unseren eigenen Regeln. Erlaubt ist, was nicht verboten ist. Das entspricht dem vernünftigen britischen Rechtsgrundsatz, dass alles zulässig ist, was nicht gesetzlich untersagt wurde, im Gegensatz zu den Gepflogenheiten auf dem europäischen Festland, nach denen nur das erlaubt ist, was gesetzlich sanktioniert wurde.«
»Meiner Ansicht nach hat der Sergeant bei der Partie kein Mitspracherecht, Madam. Niemand hat ihn gebeten, sich einzumischen.«
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»Madam, mir wäre es lieber, wenn die Partie für ungültig erklärt und nicht in die monatliche Statistik aufgenommen würde.«
»Meinetwegen. Was stellen Sie sich heute so an. Sie halten es offenbar für ausgeschlossen, dass ich auch ohne den Sergeant auf das Wort gekommen wäre. Ich war ganz nah dran.«
Roughtwoods Schweigen sprach Bände. Er wiederholte: »Der Sergeant hatte kein Recht, sich einzumischen. Wir sollten eine neue Regel aufstellen. Keine fremde Hilfe.«
Benton-Smith wandte sich an Miss Holcombe. »Es tut mir Leid, aber Sie wissen ja, wie das bei Scrabble ist. Fällt einem ein Wort mit sieben Buchstaben ein, kann man unmöglich den Mund halten.«
Miss Holcombe schien beschlossen zu haben, sich auf die Seite ihres Butlers zu schlagen. »Ein disziplinierterer Kopf würde es wenigstens versuchen, wenn man selbst nicht mitspielt. Nun denn, damit ist der Wettkampf vorzeitig beendet, und genau das hatten Sie zweifellos im Sinn. Normalerweise trinken wir nach dem Scrabble ein Glas Wein. Ich vermute, es hat keinen Sinn, Ihnen eins anzubieten. Gibt es nicht irgendeine Vorschrift, die es Ihnen untersagt, mit Verdächtigen etwas zu trinken? Ich will Sie nicht in eine peinliche Lage bringen. Falls Mr. Dalgliesh in diesem Punkt pingelig ist, wird sein Aufenthalt auf Combe allerdings recht ungemütlich werden: Wir sind stolz auf unseren Weinkeller. Nun, ich denke, Sie haben beide nichts gegen eine Tasse Kaffee einzuwenden.«
Kate nahm das Angebot an. Jetzt, da Hoffnung bestand, dass sie tatsächlich mit der Befragung anfangen konnten, hatte sie es nicht eilig. Miss Holcombe konnte wohl kaum behaupten, dass sie ihre Gastfreundschaft überstrapazierten, wenn sie in Ruhe ihren Kaffee tranken.
Als Roughtwood verschwand, war ihm kein Groll anzumerken. Nachdem sich die Tür hinter ihm geschlossen hatte, sagte Miss Holcombe: »Da Roughtwood und ich uns wahrscheinlich gegenseitig ein Alibi geben werden, sollten wir eventuelle Fragen lieber verschieben, bis er wieder hier ist. Auf diese Weise sparen wir alle Zeit. Während Sie auf den Kaffee warten, können Sie gern auf die Terrasse gehen. Die Aussicht ist hinreißend.«
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Benton-Smith stellte sich neben sie. Er schrie gegen die Brandung an. »Das ist herrlich. Nichts mehr zwischen uns und Amerika. Kein Wunder, dass Oliver das Haus haben wollte.«
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Sie begann: »Sie werden feststellen, dass das Sofa recht bequem ist. Ich glaube nicht, dass das Ganze mehr als ein paar Minuten in Anspruch nehmen wird. Sie möchten bestimmt wissen, was wir während der Zeit getan haben, in der Nathan Oliver vermutlich gestorben ist. Um wie viel Uhr war das?«
Kate sagte: »Genau können wir das noch nicht sagen, aber unseren bisherigen Informationen zufolge hat er Peregrine Cottage heute Morgen gegen zwanzig nach sieben verlassen. Um neun Uhr hatte er in der Praxis einen Termin zur Blutabnahme, zu dem er nicht erschien.Das wissen Sie alles bereits. Für uns ist der Zeitraum zwischen dem Moment, an dem er gestern Abend zuletzt gesehen wurde, und zehn Uhr heute Morgen von Interesse, als die Leiche entdeckt wurde.«
Artikel vom 11.09.2006