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Menschen in
unserer Stadt
Bernd Kuhlmann
Karate-Trainer

Wie ein klassischer Kampfsportler sieht er nicht aus, dieser nette Herr aus Sennestadt, der so verschmitzt lächelt. Er ist 63 Jahre alt, 1,64 Meter groß und mit inzwischen 72 Kilogramm Wettkampfgewicht »viel zu schwer«, wie er selbst sagt. Aber Ruheständler Bernd Kuhlmann hat es faustdick hinter den Ohren. Sein Werdegang belegt, was man alles erreichen kann, wenn Körper und Geist konzentriert zusammen arbeiten. »Und gerade das hat mich an Karate von Anfang an fasziniert«, sagt er. »Mit Mitte 20 wollte ich unbedingt Sport treiben. Vorher war ich Anti-Sportler, bekam Muskelkater schon beim Sportschau-Gucken...« Das war 1968.
Bernd Kuhlmann lernte also Karate, wurde immer besser und hatte bald den Wunsch, seine Fähigkeiten weiter zu geben. 1970 gründete der gelernte Dekorateur den Karate-Club Sennestadt, der sich unter seiner Regie zur Kampfsport-Hochburg entwickelte - neben Berlin, Frankfurt und Hamburg. Die deutsche Karate-Nationalmannschaft bekam plötzlich Zuwachs aus Sennestadt, Kuhlmanns Talente wurden mindestens 15-mal deutscher Meister, mindestens 25-mal Landesmeister NRW. Der Meister selbst ließ sich 1982 in Taipeh (Taiwan) zum Welt-Kampfrichter ausbilden. Als solcher nahm er an Weltmeisterschaften in Taipeh, Tokio, Barcelona und Teheran teil sowie an 15 Europameisterschaften.
Seine letzte große Sportprüfung, die zum dritten Dan, absolvierte der erste Vorsitzende und Geschäftsführer noch im Alter von 62. »Natürlich bin ich nicht mehr ganz so schnell, aber ich fühle mich fit und wollte es mir einfach noch mal beweisen«, sagt er. Das hätte er gar nicht tun müssen, denn die Menschen aus seinem sportlichen Umfeld wissen, was sie an ihm haben. Dazu gehören die 320 Mitglieder des Clubs sowie die Kinder der Offenen Ganztagsschulen »Brüder-Grimm« und »Astrid-Lindgren«, die Kuhlmann und seine elf Trainer unterrichten. Seit drei Jahren gibt er auch einer Gruppe behinderter Kinder von der Albatrosschule in Senne Karate-Training. »Das ist etwas ganz anderes, weil ich auf jedes Kind separat eingehen muss«, erklärt Bernd Kuhlmann. »Da machen schon die kleinsten Erfolge unheimlich Spaß. Ich lerne selbst viel dabei.« Markus Poch

Artikel vom 08.08.2006